Gelsenkirchen. . Fünf Monate lang wurden Gelsenkirchener Feuerwehrleute im Alltag begleitet. Das Ergebnis ist in der WDR-Doku-Reihe „Feuer & Flamme“ zu sehen.

Es brennt gewaltig. Trotzdem kann der Mann im Untergeschoss einer Lagerhalle nicht verstehen, warum plötzlich ein halbes Dutzend Feuerwehrmänner neben ihm stehen. Sei ja nett, dass man ihm helfen wolle, aber nicht nötig, sagt er und verweist auf den kleinen Gartenschlauch in seinen Händen. „Ich habe die Sache im Griff.“ Klingt ein wenig nach Comedy, ist aber eine echte Geschichte. Eine von vielen, die die neue WDR-Doku-Serie „Feuer und Flamme“ von Montag (20.15 Uhr) an erzählt – mit Männern der Feuerwehr Gelsenkirchen im Mittelpunkt.

Da stehen sie beim Pressetermin. Der Tobi, der Thorsten, der Danny, der Thomas, der Dennis, der Stefan, der Mathias. Der Hacki, der Philip und der Roland. Zehn von hundert Feuerwehrmännern auf der „Zentralen Feuer- und Rettungswache 2“ an der Seestraße in Gelsenkirchen. „Hier ist immer was los“, sagt einer. Was sich in Zahlen ausgedrückt so liest: 39 000 Einsätze jährlich fährt die Wehr der Revierstadt und somit mehr als 100 jeden Tag. Und ist somit genau das, was Uwe von Grafenstein, Geschäftsführer der Grimme- und Fernsehpreis-prämierten Firma SEO Entertainment GmbH suchte, um eine in Belgien erfolgreiche Feuerwehr-Doku nach Deutschland zu holen.

Erst ist der Gelsenkirchener Feuerwehr-Chef Michael Axinger skeptisch, denn: Da sitzen „1,3 Millionen Männer und Frauen der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehr im ganzen Land vor dem Bildschirm und gucken, ob wir auch alles nach Lehrbuch machen.“ Dann aber willigt Axinger ein. Auch weil er hofft, dass die Reihe, ähnlich wie in Belgien, den Feuerwehren wieder mehr Nachwuchs beschert. „So eine Serie“, sagt er heute, „ist eine gute Gelegenheit zu zeigen, wie unser Beruf wirklich ist.“

Kameras liefern hautnahe Bilder

„Feuer und Flamme“ nutzt diese Gelegenheit. Nichts ist erfunden, ein Drehbuch gibt es nicht, nicht mal einen Sprecher, der irgendetwas erklärt. Das erledigen die zehn Protagonisten, nach denen sie nicht lange suchen mussten auf der Wache, in kurzen Interviews selbst. Sie kommentieren auch die Bilder der hitzefesten und handlichen Kameras – sogenannte „Body Cams“ –, die SEO ihnen an der Uniform befestigt hat. Sie liefern bei Einsätzen Bilder aus der Ich-Perspektive, wie man sie so hautnah noch nicht gesehen hat im Fernsehen, werden dabei aber nie voyeuristisch oder reißerisch. Nur wackeln tut es manchmal heftig.

„Die Kameras sind so klein, dass man sie sofort wieder vergisst“, erzählt Mathias, mit fast 40 Berufsjahren das Urgestein der Wache. Überhaupt habe sich niemand verstellt, nur weil das Fernsehen dabei gewesen sei. Auch sprachlich nicht. Im Gegenteil. „Wahrscheinlich haben wir den Leuten vom Schnitt jede Menge Arbeit beschert“, scherzt der Zugführer. Wenn ja, dann merkt man das als Zuschauer der ersten Folgen allerdings nicht.

Kleine Geschichten bleiben in Erinnerung

In „Feuer und Flamme“ lernt man viel über die Feuerwehr und ihre Arbeit. Noch mehr aber erfährt man über das Ruhrgebiet und die Menschen, die hier leben. Und was in Erinnerung bleibt, sind gar nicht mal die spektakulären Einsätze, zu denen die Männer ausrücken. Es sind die kleinen Geschichten. Wie die vom jungen Mann, der beim Einkaufen zusammengebrochen ist, aber nicht ins Krankenhaus will, weil „heute Nachmittag doch Schalke spielt“. Oder wie die von dem alten Mann, der gestürzt ist und der kaum, dass die Rettungssanitäter ihm neben dem Gelsenkirchener Barockschrank wieder in seinen Sessel geholfen haben, seine Geldbörse zückt und fragt: „Was kriegen Sie?“

Nichts natürlich. Ist ihr Job und der ist zumindest in der Essenz von rund 1000 gefilmten Stunden nicht eine Sekunde langweilig. Ob es beim WDR nach den ersten neun Folgen weitergeht, hängt von der Resonanz des TV-Publikums ab. Von Grafenstein sieht das Thema „noch längst nicht auserzählt“. Zumal ein Klassiker der Feuerwehrarbeit bisher fehlt. „Wir waren noch nicht dabei, wenn ein Kätzchen aus einem Baum gerettet wird.“