Adolf Winkelmann zu seiner Verfilmung des Contergan-Skandals, gegen welche die Firma Grünenthal geklagt hat

Laut Urteil des Oberlandesgerichts Hamm darf der Film "Eine einzige Tablette" nun gesendet werden. Wird er?

Winkelmann: Ich hoffe doch. Seit einem Jahr sind wir beschäftigt, 32 von der Firma beanstandete Punkte vor Gericht zu verhandeln. 31 haben wir gewonnen. Bei einem einzigen Punkt haben wir einen Fehler gemacht, den wir im Film aber längst korrigiert haben.

Was für ein Fehler war das?

Winkelmann: Es geht um einen Privatdetektiv. Es ist aktenkundig, dass die Firma Grünenthal damals systematisch Ärzte hat bespitzeln lassen. Das dürfen wir auch sagen. Im Film ist es aber kein Arzt, sondern ein Rechtsanwalt, der auch diffamiert wird.

Wie nervenzehrend ist der Zank um den Film für Sie?

Winkelmann: Der Film zeigt, wie ein Pharma-Unternehmen einen unvorstellbaren Schaden angerichtet hat - wir reden von 10 000 Contergan-Geschädigten weltweit - und es trotzdem geschafft hat, dass das Verfahren wegen geringer Schuld eingestellt wird. Und heute haben wir es mit demselben Pharma-Unternehmen zu tun, das kein Geld und keinen Aufwand scheut, um seine Deutungshoheit durchzusetzen. Ich habe nicht das Gefühl, dass alles gutgehen wird.

Zumal es im Juli wieder vor Gericht geht . . .

Winkelmann: Dann wird es um die Frage gehen, was Kunst darf. Dabei ist das in unserer Verfassung geregelt: Die Kunst ist frei. Punkt! Aber Grünenthal wird weiter verhindern wollen, dass wieder ins Bewusstsein kommt, was damals passiert ist. Ich fürchte, dieser Fall wird sich bis vors Bundesverfassungsgericht ziehen.

Dann sollte der Film lieber schnellstmöglich gezeigt werden?

Winkelmann: Das ist jetzt am WDR. Aber wissen Sie, der ist eine Anstalt öffentlichen Rechts. Bei den Privaten wäre der Film schon gelaufen.

Sie bangen also noch immer um die Ausstrahlung?

Winkelmann: Ich glaube es erst, wenn der Film gelaufen ist. Man hat so viele Gerichtsurteile erlebt - da glaubt man nicht mehr an den Weihnachtsmann.