Zum 70. Geburtstag sagt das ZDF heute "Danke, Dieter Thomas Heck" (20.15 Uhr).Eine etwas bigotte Abschiedsgala, denn den Trennungszeitpunkt hat der Sender bestimmt

Essen. Was für eine glückliche Fügung, dass der Ehrentag auf einen Samstag fällt. So kann der Heck'sche Heimatsender seinem scheidenden Moderator eine schiedlich-friedliche Geburtstagsgala mit auf den Weg geben. Denn bei allen Beteuerungen vom freiwilligen Abschied hat das ZDF beschlossen, Dieter Thomas Heck sei mit 70 Jahren flügge genug, um sein Glück woanders zu suchen als auf einer Mainzer Showbühne.

Was bei aller Kritik ein wenig ungerecht erscheint. Als in den späten 60ern die Alternativsender fehlten, begann der steile Aufstieg des Flensburger Schnellredners. Vom Stottern, der Folge eines Kriegstraumas, war da längst nichts mehr zu spüren. Die eigene Sangeskarriere scheiterte am rudimentären Talent, weshalb der zwischenzeitliche Autoverkäufer Heck sich zum Moderator aufmotzte und damit sein eigener Prototyp wurde. Und blieb.

Er gab der Berliner "ZDF-Hitparade" ein Gesicht, seinen vielen Anhängern deutsches Liedgut und den nicht wenigen Feinden ein Passbild der Spießigkeit. Anfangs noch streng zugeknöpft, entblößte Heck in den blumigen 70ern schon mal eine haarfreie Brust unter spinatgrünem Polyester. Der Versuch einer Halbstarkenphase, worauf bald wieder ein Zweireiher folgen sollte.

Nur seine Markenzeichen, man kann sie auch Marotten nennen, überstanden die Dekaden: der Drei-Finger-am-Mikro-Griff; die mit Goldkette verzierte Hand, den Ellenbogen fest im Griff; der allmächtige Zeigefinger, den er seinem TV-Publikum nach beschwörendem Kreisen mitten auf die Mattscheibe presste; dicht gefolgt von fanfarengleichen Ankündigungen der Interpreten: "Auf der Nummer eins: der Udo, der Jürgens!". Oder wahlweise der Bernd, der Clüver (!), der Wolfgang, der Petry (!) und wie sie alle hießen.

An die 200 Mal wiederholte sich die Sendung mit wechselnden Akteuren, bis Heck der Hitparade samt englischsprachigen und Neue-Deutsche-Wellen-Bewegungen 1984 nicht mehr vorstehen mochte. Längst hatte er sich in andere Richtungen, etwa mit der Quizshow "Pyramide" freigeschwommen.

Dass die "Goldene Stimmgabel" Anklang fand, ist Hecks Verdienst, Benefizgalas à la "Melodien für Millionen" wuchsen und ergrauten mit ihrem Conférencier. Was jedoch mit Dinosauriern passiert, hat die Geschichte gelehrt.

Silvester läuft der Vertrag mit dem ZDF aus, das im neuen Jahr neues Glück suchen will. Ehrensache, dass der Moderator seinen Abschied nach beinahe 39 Jahren im November selbst verkündete. Als seine geliebte und krebskranke Ragnhild in der finalen Ausgabe der "Melodien für Millionen" auf die Bühne trat, brach ihr Ehemann in Tränen aus. Ein Herzen und Brieftaschen öffnender Moment für eine Spendenveranstaltung.

Die Abschiedstränen waren echt. Hecks Mantra besagt, dass er vor Energie strotzt, dass der Gastauftritt in einer Krimiserie nur den Anfang einer nicht enden sollenden Post-Moderations-Karriere markiert. Stets unterstrichen von einer unverändert wie mit Reißnägeln tapezierten Stimme, die donnert: So leicht werdet Ihr ihn nicht los, den Dieter, den Thomas, den Heck!