"Lindenstraße" und "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten" sind Deutschlands beständigste Seifenopern.Sie laufen wie geschmiert und behandeln regelmäßig Blut, Schweiß und Tränen

WAZ-SERIE WAS IST BESSER?

Es hat etwas Beruhigendes, mit anderen Menschen älter zu werden. In der "Lindenstraße" haben wir diese Chance. Und das seit 1985. Woche für Woche. Wir waren Zeuge, wie aus Klausi der große Klaus wurde. Wir haben erlebt, wie Mutter Beimer, nach Inge Meysel die zweite Mutter der Nation, um ihr Lebensglück kämpfte. Wir wurden auch Zeugen, wie es ein Ende hatte mit so manchem Lindenstraßen-Besucher, der einfach sein Alter erreicht hatte und starb wie unsere böse, gute, alte Else Kling oder der einfach wegzog wie Til Schweiger alias Joshua Zenker.

Das alles ist natürlich nicht das wirkliche Leben, aber letztlich dem Leben doch zweifellos näher als "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten". Es wird uns vorgespielt, was das Leben alles so bereithalten kann. Und das ist eben nicht nur die Welt der jungen Leute, die so gerne Popsänger werden wollen, die erste Liebe durchleiden, mal schnell das große Abenteuer erleben oder die tollsten Jobs machen.

Wir sitzen im Wohnzimmer vor der Glotze wie entfernte Verwandte all dieser Menschen, deren Probleme uns eigentlich gar nicht so fern sind. Geliebt und gestritten wird immer wieder überall. Bei uns. Und eben auch bei denen in der Glotze. Und es sind in der Lindenstraße ja eben nicht unbedingt die weltbewegenden Dinge, die dieser Dauerserie eine gewisse Lebensnähe verleihen. Wenn man hier in unserer Region Joachim Hermann Luger sieht (und das kommt in der Tat häufiger vor), muss man an sich arbeiten, um nicht ständig zu denken: Da ist ja Vater Beimer. So weit ist es gekommen. Wir gehen nicht auf ein Schloss, in eine Disko, nicht in eine Werbeagentur - wir gehen zu den Nachbarn aus der Lindenstraße und finden dort irgendwo auch ein kleines oder auch größeres Stück von uns.Ein Strumpfhosenmörder, der Frauen meuchelt; eine Karrierefrau, die heiratet, um ihren reichen Mann in die Schizophrenie zu treiben; ein Rechtsanwalt, der fieser ist als J.R. Ewing - das sind drei der guten Gründe, wieso es sich lohnt, "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten" (GZSZ) anzusehen.

Zugegeben, die Handlung von GZSZ scheint oft an den Haaren herbei gezogen. Aber dafür geizt die Serie nicht mit originellen Einfällen. Für jeden Serien-Fan ist etwas dabei: Herzschmerz, Krimi und Drama.

Herzschmerz: Paula ist mit John zusammen, dessen Bruder Philipp geht mit Franzi. Die verliebt sich in Paula. John kriegt es raus und wirft Paula raus. Paula fleht um Gnade. John bleibt hart. Paula wendet sich von ihm ab. John bereut seinen Entschluss und bittet Paula um Entschuldigung. Doch nun will sie nicht mehr.

Krimi: Kathrin Flemming und Jo "J.R." Gerner haben ein Kind, die kleine Johanna. Kathrin geht aber mit Leon. Gerner kann sich damit nicht abfinden. Also lässt er Johanna entführen, täuscht ihren Tod vor und sorgt dafür, dass Leon in einer Irrenanstalt landet.

Drama: alle Folgen seit der ersten!

Positiv im Gegensatz zur "Lindenstraße" ist, dass GZSZ eine "Daily Soap" ist, somit jeden (Werk-)Tag ausgestrahlt wird und der Anfang einer Episode meistens dort ansetzt, wo die vorangegangene Folge geendet hat. Anders als bei Mutter Beimer und Co. muss der Zuschauer nicht eine Woche auf die Fortsetzung warten, deren Handlung zu allem Überfluss auch noch sieben Tage später spielt.

Eines nervt aber doch: Wenn einer der Akteure mal wieder ein Lied aufgenommen hat und dieses zwecks PR wiederholt in der Serie darbietet, mag man am liebsten zur "Lindenstraße" umschalten - aber die läuft ja nur sonntags.Kompetenz ***** ***** ***** ***** *****Kompetenz ***** ***** ***** ***** *****