Essen. Sat.1 geht aufs Ganze: Am Montag, 18 Uhr, greift der Münchner Privatsender mit der neuen Telenovela "Eine wie keine" an. Was das Produkt von der seichten Konkurrenz abhebt: Hauptdarstellerin Marie Zielcke ist gestählt durch anspruchsvolle Projekte. Jürgen Overkott sprach mit ihr.

Sie sind bekannt dafür, dass Sie ambitionierte Filmprojekte machen – und jetzt drehen Sie eine Telenovela. Warum?

Marie Zielcke: Ich bin auch bekannt dafür, dass ich mir immer Herausforderungen suche und gegen den Strom schwimme. Das war eine Sache, mit der man bei mir nicht gerechnet hat. Ich glaube sogar, dass da mancher gesagt hat, wie bescheuert ist die denn?

Hat denn jemand gesagt, Sie sind bescheuert?

Marie Zielcke: Nee, die Kollegen lästern im Stillen (lacht). Nur die wirklich guten Freunde rufen an und fragen, sag mal, bist Du sicher, dass das eine gute Idee war? Jedenfalls wollten die Freunde unbedingt wissen, warum ich die Figur der Manu Berlett spiele.

Erklären Sie’s mir auch?

Marie Zielcke: Na ja, die Rolle ist komplett anders als die, die ich bisher gespielt habe.

Das habe ich begriffen. Welchen Charme hat die Rolle?

Marie Zielcke: Manu Berlett ist einfach wahnsinnig unperfekt. Sie hat aber einen irrsinnigen Charme. Sie nervt, aber gleichzeitig ist sie so sehr liebenswert. Sie ist ein Raubein, aber trotzdem muss man sich in diese Frau verlieben.

Deutschlands Antwort auf Julia Roberts

Mir ist aufgefallen, dass Sie inszeniert werden wie die junge Julia Roberts.

Marie Zielcke: Ja, der Look spielt auf den Film „Erin Brokovich“ an…

…und auf „Pretty Woman“, auch wenn „Eine wie keine“ in der Welt der Hotelangestellten spielt…

Marie Zielcke: …vom Kostüm und vom Make-Up – ja, genau das war der Gedanke, der da hintersteht. Wir haben im Laufe der Probeaufnahmen Dreharbeiten gemerkt, dass dieser schrille Look mit der Figur wahnsinnig gut funktioniert.

Gibt es an Ihnen auch eine schrille Seite?

Marie Zielcke: Eher nicht. Ich bin normalerweise zurückhaltend, aber es gibt Situationen, in denen ich nach vorne gehe und auch mal laut werden kann: Das ist dann, wenn jemand in meinem Umfeld ungerecht behandelt wird. Dann stehe ich auf und sage: Moment!

Sind Sie ein heimlicher Fan von Telenovelas?

Marie Zielcke: Ich habe früher unheimlich gern „Verbotene Liebe“ geschaut.

Nun sind die Telenovelas wie Märchen erzählt. Lieben Sie Märchen?

Marie Zielcke: Unbedingt! Jeder liebt Märchen, und jeder wünscht, dass die Märchengeschichten wahr werden, sonst würde dieses Format gar nicht funktioniert.

Sind für Sie märchenhafte Vorstellungen schon mal in Erfüllung gegangen?

Marie Zielcke: Immer wieder.

Wann zuletzt?

Marie Zielcke: Zuletzt mit diesem Projekt. Ich hatte das Gefühl, wow, da passiert jetzt etwas, was ich ganz, ganz toll finde.

Die ganze Inszenierung ist hochwertig, die Serie sieht so aus, als sei sie vor Ort gedreht worden. Konnten Sie der Produktion Ihren Stempel aufdrücken?

Marie Zielcke: Ich bin der Meinung, dass es auch bei uns, wie in Amerika, möglich ist, eine Soap zu produzieren, die Qualität hat – eine Soap, die intelligent ist, die pfiffig ist. Dieser Anspruch ist da und wird von allen getragen. Es sind bei dieser Soap viele Kollegen dabei, die vom Theater kommen. und gar nicht wussten, wie sie in einer Soap spielen müssen…

Was ist denn anders?

Marie Zielcke: Die Schnelligkeit. Aber auch die Kreativität, die plötzliche Kreativität, direkt am Set. Wir müssen sehr, sehr schnell eine Situation natürlich darstellen. Oft entstehen viele Sachen erst in der Situation, in der sie entstehen.

Telenovelas gelten normalerweise als Fernsehen für Leute, die mit wenig zufrieden sind. Haben Sie Angst, dass die Produktion zu anspruchsvoll ist?

Marie Zielcke: Nee, das finde ich nicht. Ich glaube, dass es ein Publikum für unsere Telenovela gibt. Ich glaube sogar, dass sie spannend ist für Leute, die sich bisher bei Telenovelas gelangweilt haben.

Telenovelas sind Mammutproduktionen mit langen Tagen. Wie geht es Ihnen danach?

Marie Zielcke: Ich habe nach dem Drehen nur einen einzigen Wunsch: Ich will sitzen. Oder ich will es mal so sagen: Wenn Freunde mich fragen, ob ich mal wieder in der Saune war, sage ich, nee, dafür müssten mir die Autoren eine Szene schreiben.

Apropos sitzen. Mussten Sie die ganze Zeit die hohen Hacken tragen?

Marie Zielcke: Jaaaaaa.

Was sagen Ihre Knie dazu?

Marie Zielcke: Oh, ich habe eine Entzündung im Knie. Ich muss zwischendurch immer wieder Schlappen anziehen. Sobald ich kann, ziehe ich Fellschuhe an oder Turnschuhe – ich kann Highheels im Augenblick nicht mehr sehen. (lacht)