Berlin. Zum Jubiläum hat die Fan-Website „Tatort-Fundus“ Fakten zur Serie zusammengetragen. Eine Auswahl der überraschendsten Erkenntnisse.
Mannheim ist die heimliche Hauptstadt des „Tatort“-Krimis. Nicht weil dort ein TV-Team ermittelt, sondern weil dort der Kopf der wohl wissensreichsten Fans der Krimireihe lebt: François Werner. Der heute 43-Jährige gründete vor fast 20 Jahren die Website „tatort-fundus.de“.
Zusammen mit zurzeit acht weiteren Experten schaut er die Krimis besonders akribisch an und wertet sie aus. Einige Fragen und Antworten aus diesem Wissensfundus zu 1000 Krimis:
1. Offiziell läuft am 13. November der 1000. „Tatort“ – wie viele Krimis der Reihe gibt es wirklich?
Die offizielle Zählweise der ARD unterschlägt genau genommen 13 Folgen der Reihe, die zwischen 1985 und 1989 nur in Österreich gezeigt worden sind. Es gibt also eigentlich bereits 1013 Filme der Gemeinschaftsproduktion von Deutschland, Österreich und der Schweiz, von denen auch nicht alle die heute übliche Länge von 90 Minuten aufweisen. Der längste „Tatort“ dauerte 119 Minuten: die Folge „Der Richter in Weiß“ (1971); die kürzeste 56 Minuten: „Der Boss“ (1971).
2. Welcher „Tatort“ ist der berühmteste?
Der Krimi „Reifezeugnis“ (Erstausstrahlung 27. März 1977) von Wolfgang Petersen ist wohl der legendärste „Tatort“. Der Kieler Kommissar Finke (Klaus Schwarzkopf) hat es darin mit dem Mord an einem Schüler zu tun und trifft auf eine Schülerin (Nastassja Kinski), die ein Verhältnis mit ihrem Lehrer (Christian Quadflieg) hat. Für den Regisseur war unter anderem dieser Krimi vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) das Sprungbrett nach Hollywood.
3. Wann gab es die erste Frau als Kommissarin?
Als erste Ermittlerin der Reihe schickte der damalige Südwestfunk (SWF) die Kommissarin Marianne Buchmüller (Nicole Heesters) ins Rennen. Die Auftaktfolge hieß „Der Mann auf dem Hochsitz“ und wurde am 29. Januar 1978 ausgestrahlt. Bis 1980 gab es drei Folgen mit Heesters.
4. Welche Ermittler hatten die meisten Fälle?
Die Münchner Hauptkommissare Batic und Leitmayr (Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl) waren seit 1991 in 73 Folgen zu sehen und sind damit Rekordhalter der Reihe. Die dienstälteste Ermittlerfigur innerhalb der Reihe ist jedoch Hauptkommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts). Sie ermittelt seit Ende Oktober 1989 in Ludwigshafen – in bislang 64 Folgen.
5. Welche Stadt ist die „Tatort“-Hauptstadt?
Fast ein Zehntel aller „Tatort“-Krimis – und zwar 98 Krimis – kamen bisher aus der bayerischen Landeshauptstadt München.
6. Welcher Sender hat die meisten „Tatort“-Krimis zugeliefert?
Sender Nummer eins ist der Westdeutsche Rundfunk (WDR) mit 177 Fällen, gefolgt vom NDR mit 158 Filmen und dem Südwestrundfunk (SWR) mit 118 Krimis. Zählt man die Krimis von SWF (30) und Süddeutschem Rundfunk (SDR, 27) dazu, deren Nachfolger der SWR seit 1998 ist, dann käme man auf 175 Südwest-„Tatorte“.
Der Bayerische Rundfunk (BR) hat bislang 101 „Tatorte“ beigetragen, der Hessische Rundfunk (HR) 77, der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) 71, Österreichs Fernsehen ORF 68, der frühere Sender Freies Berlin (SFB) 54, der Saarländische Rundfunk (SR) 36 und Radio Bremen (RB) 35. Vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) kamen bislang 25 (zählt man die SFB-Krimis dazu allerdings 79) und vom Schweizer Fernsehen 23.
7. Welcher Drehbuchautor und welcher Regisseur führen die „Tatort“-Statistik an?
Der 77 Jahre alte Felix Huby – unter anderem Erfinder der von Dietz-Werner Steck verkörperten Bienzle-Figur in Stuttgart (1992 bis 2007) – hat unter den Drehbuchautoren die Nase vorn. Er schrieb insgesamt 32 Folgen. Bei den Regisseuren führt der 71-jährige Hartmut Griesmayr mit 25 Folgen die Statistik an. Er führte zum Beispiel bei vielen Bienzle-Folgen Regie.
8. Wie viele Leichen gab es in 1000 „Tatorten“?
Die Experten vom „Tatort-Fundus“ zählten 2280 Leichen in 1000 Krimis. Im Schnitt gab es also 2,3 Tote pro Krimi. Eine einzige Leiche gab es demnach in 332 Krimis, zwei Tote in 346 Krimis. Drei Leichen wurden in 185 Filmen gezählt, vier in 69 Folgen. Mehr als fünf Leichen gab es in 47 Krimis.
Die preisgekrönte HR-Folge „Im Schmerz geboren“ (12. Oktober 2014) mit Ulrich Tukur in einer Art Western weist die meisten Opfer auf: Am Ende sind 51 Tote zu beklagen, von denen sich viele am Ende zu einem Gruppenbild aufstellen. In den vergangenen Jahren wurden die „Tatorte“ der Statistik zufolge auffällig leichenreicher.
9. Was ist die häufigste Todesursache im „Tatort“?
Häufigste Todesarten sind „erschossen“ (856), dann „erschlagen“ (254) und „vergiftet“ (175). 81 „Tatort“-Leichen gehen übrigens auf Ermittlerhände zurück - vorne liegt dabei der von Til Schweiger verkörperte Nick Tschiller (11), gefolgt von Klaus J. Behrendt als Max Ballauf (7) und Götz George als Horst Schimanski (5).
10. Gab es auch „Tatorte“ ohne Tote?
Laut „Tatort-Fundus“ gab es sogar 21 Krimis mit null Leichen. Das „Tatort“-Konzept sah anfangs nicht zwingend Mordfälle vor. Es konnte auch um Spionage, Schmuggel oder Entführungen gehen. Seit 1987 gab es allerdings nur noch drei Folgen, die ohne Leiche auskamen.
11. Und was war die ungewöhnlichste Todesart im „Tatort“ bislang?
Der wohl schrägste Mord geschah durch einen Kuss. Im BR-Fall „Unsterblich schön“ (21. November 2010) küsst Robert Atzorn seine verhasste Frau (Tatjana Alexander), die eine Erdnuss-Allergie hat – nachdem er welche aß. Die Frau erstickt an einem Allergie-Schock. (dpa)