Berlin. Winfried Kretschmann lobt die Kanzlerin über den grünen Klee. Im Internet findet der Grüne nicht nur Zuspruch, sondern reichlich Häme.
Winfried Kretschmann mausert sich immer mehr zum enfant terrible der Grünen. Seine Querschüsse in der Flüchtlingspolitik, etwa bei der Ausweitung der Liste sicherer Herkunftsländer, sorgte beispielsweise für reichlich Ärger in den eigenen Reihen. Ohne seine Stimme im Bundesrat wäre die von den Bundes-Grünen abgelehnte Ausweitung nicht möglich gewesen. Nun sorgt der baden-württembergische Regierungschef erneut für Aufregung.
In der ARD-Talkshow von Sandra Maischberger sprach sich der „grüne Monarch“ Kretschmann („Süddeutsche Zeitung“) für eine erneute Kanzlerkandidatur Angela Merkels aus. „Das fände ich sehr gut“, sagt er am Mittwochabend. Aus seiner Sicht ist die Kanzlerin „sehr wichtig in der europäischen Krise“. Der Kurs, den sie fahre, sei richtig, sagte Kretschmann. „Ich wüsste auch niemand, der diesen Job besser machen könnte als sie.“
Die ersten hämischen Reaktionen im Internet ließen nicht lange auf sich warten. Etwa von der Linkspartei. So zog Linken-Chef Bernd Riexinger einen Vergleich zum Fußball:
Kretschmann hatte in der Maischberger-Sendung signalisiert, dass er ein schwarz-grünes Bündnis einer rot-rot-grünen Koalition nach der Bundestagswahl im kommenden Jahr vorziehen würde. Auf die Frage, ob er besser mit Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) oder Bayerns Regierungschef Horst Seehofer (CSU) zurechtkomme, antwortete er: „Über die Strecke gesehen ist mir der Seehofer doch näher.“
Ein anderer Twitterer, der unter dem Namen des früheren SED-Chefs Erich Honecker firmierte, wollte bei Kretschmann sogar Parallelen zur früheren DDR ausgemacht haben:
Ein anderer Twitterer glaubte, Kretschmanns Nähe zur CDU, mit der er ja in Baden-Württemberg seit dem Frühjahr eine Koalition bildet, färbe langsam aber sicher auf den Grünen ab. Er zog den Vergleich zu einer Olive:
Während sich die ansonsten fleißigen Twitterer in den Reihen der Grünen zunächst auffallend zurückhielten, kamen aus dem Lager der Umweltschützer bissige Kommentare. So schrieb ein Twitterer, der offenbar zu einer Anti-Fracking-Initiative gehört:
Ein andere schlug vor, Merkel sollen nun beim Grünen-Parteitag auftreten – nachdem sie die Schwesterpartei CSU ja nicht mit ihrer Anwesenheit beglückt.
Kretschmann selbst dürfte all das nicht weiter stören. Er ist inzwischen Klassenkeile gewohnt – und pflegt seine Roller als grüner Quertreiber ganz offenbar mit großer Lust. (W.B.)