Berlin. In der „Höhle der Löwen“ sind zuletzt zwei prominente Deals geplatzt. Der Zuschauer erfuhr davon zunächst nichts. Wir erklären warum.
In der Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“ gibt es nicht nur Erfolgsgeschichten, sondern auch gescheiterte Deals – das gehört zum Konzept. Doch dass erfolgreiche Deals nach Ausstrahlung der Sendung doch noch platzen, dürfte einige Zuschauer wundern. Wir erklären, warum die Löwen ihre Investments immer wieder zurückziehen.
Die jüngsten Beispiele von erfolgreichen Deals, die nach der Sendung platzten, sind die Unternehmen „Das Kaugummi“ und „Holzpost“. In beiden Fällen hatte der Investor Ralf Dümmel seine Hilfe und Investments von mehreren Hunderttausend Euro zugesagt. Wie nun bekannt wurde, gingen Investor und Gründer dann aber doch getrennte Wege. Wie Dümmel im Interview mit dem „Hamburger Abendblatt“ sagte, gab es unterschiedliche Zukunftsvorstellungen zu den Unternehmen.
2015 scheiterten 26 von 35 Deals
„Das Kaugummi“ und „Holzpost“ sind keine Einzelfälle, wie das Branchenportal „Gründerszene“ ermittelt hat. In der vergangenen Staffel scheiterten demnach 26 von 35 Deals nach Ausstrahlung der Sendung.
Wie ein Vox-Sprecher unserer Redaktion sagte, ist es üblich, dass Deals einer so genannten Due-Dilligence-Prüfung (auf Deutsch: gebotene Sorgfalt) unterzogen werden. Wirtschaftsprüfer, Patentrechtler und weitere Juristen prüfen dabei für den Investor, ob sich die Beteiligung an einem Unternehmen lohnt. Und bei dieser sorgfältigen Prüfung werden eben auch Probleme gefunden, die ein Investment scheitern lassen. Konkrete Probleme können dabei sein:
• Unklare Eigentums- und Beteiligungsverhältnisse. Beispielhaft lässt sich hier das Start-up „Brotliebling“ nennen, das noch während der Sendung eine Absage für ein Investment erhielt. Wie sich auf Nachfrage von Ralf Dümmel und Internetunternehmer Frank Thelen herausstellte, hatte die Firma bereits einen Großinvestor, der über seine Anteile von über 25 Prozent auch an strategischen Entscheidungen beteiligt war. Hätten die beiden Löwen nicht noch einmal nachgehakt: genau dieser Umstand wäre wohl erst bei einer sorgfältigen Prüfung aufgefallen.
• Patente können über den Erfolg oder Misserfolg von jungen Unternehmen entscheiden. Im Jahr 2014 war ein Deal zwischen dem Unternehmer Vural Öger und einer Firma in der Sendung zustande gekommen, im Nachhinein aber doch nicht weitergeführt worden. So „stellte es sich heraus, dass ein wichtiges Patent nicht dem Unternehmen gehörte“, sagte Öger in einem Interview mit dem „Abendblatt“.
Der Zuschauer erfährt vom Scheitern oft erst später
Und warum bekommt der Zuschauer erst im Nachhinein mit, dass Kooperationen nicht zustande kommen? Entscheidend dürften dafür wohl zwei zeitliche Aspekte und das Sendeformat sein:
• Die aktuelle dritte Staffel der Sendung wurde bereits im März aufgezeichnet. In dieser Zeit kann viel passieren. Investoren und Gründer können etwa unterschiedliche Wege gehen oder ein Produkt so weit führen, dass es am Tag nach Ausstrahlung der Sendung in den Regalen steht.
• In der Sendung wird mitunter nur ein kleiner Teil der Produkt- und Firmenpräsentationen gezeigt. Die Verhandlungen im Studio dauern teils mehrere Stunden. Es ist also denkbar, dass bestimmte Details eines Deals einfach nicht in einen viertelstündigen Zusammenschnitt passen.
Löwen schlagen selbst Änderungen vor
Der Sender Vox versteht die Sendung bewusst als Plattform, „auf der sich Investoren und Gründer treffen und verhandeln“. An den Nachverhandlungen sei der Sender nicht mehr vertreten, so Unternehmenssprecher Magnus Enzmann. Diese Nachverhandlungen in einer eigenen Dokumentation zu zeigen, wie es Kabel 1 oder RTL im Nachgang einiger Sendungen macht, ist derzeit nicht geplant. Vox weist aber darauf hin, dass seit der ersten Staffel rückblickend auch immer wieder Unternehmen gezeigt wurden, mit denen Deals geplatzt waren.
Generell wird es in der aktuellen Staffel keine Änderungen mehr geben. „Wir zeigen nun erstmal weiterhin Staffel 3, die ja bereits aufgezeichnet wurde“, heißt es vom Sender. Einen Vorschlag für kommende Staffeln hat Löwin Judith Williams bereits. Gegenüber „Focus Online“ schlug sie vor, andere Arten von Deals zuzulassen – so etwa Lizenzverträge. Dann könnten die Investoren in ein Produkt investieren und nicht direkt in ein ganzes Unternehmen. Diese Variante könnte dann auch dazu führen, dass weniger Deals im Nachhinein platzen.