Berlin. Eine Ebay-Anzeige machte Firat Demirhan berühmt – brachte ihm aber kein Glück. Für ihn und andere Pechvögel lief es bei WWM besser.
Um Firat Demirhan ist es gar nicht gut bestellt. Er ist am Boden zerstört – oder um genau zu sein: Sein Auto ist es. Vom grünen Opel Tigra, Baujahr 1997, ist nur noch das Lenkrad übrig, die Schrottpresse hat den Rest erledigt. Und von wem muss der 30-Jährige das erfahren? Von Günther Jauch persönlich.
Denn der Justizvollzugsbeamter aus Wetter an der Ruhr ist einer von drei Pechvögeln im Spezial von „Wer wird Millionär?“. Bekannt ist Demirhan bereits, dank einer acht DIN-A4-Seiten langen Anzeige bei Ebay. In der wollte er – ausgerechnet – seinen Tigra verkaufen. Wenn auch nicht ganz freiwillig. Ehefrau Joanna aber ist sich sicher: Für eine Familie mit Baby ist das Sportfahrzeug definitiv das falsche. Also weg damit! 700 Euro will Demirhan für den Tigra haben. Weil sein Angebot laut „stern“ aber die „längste und geilste Autoanzeige der Welt“ ist, locken schnell stolze 55.750 Euro. Das Pech: Der Höchstbieter holt das Auto gar nicht ab.
Der Tigra ist nur noch Schrott
Für Joanna Demirhan steht dennoch fest: Trotz der Pleite muss ein neues Auto her. Also soll ihr Mann Firat bei Jauch Kohle für einen Kombi scheffeln, doch der weiß gar nichts von seinem Kandidaten-Glück. Unter falschem Vorwand wird Demirhan ins Kölner „WWM“-Studio gelockt – und kann kaum glauben, wo er gelandet ist. Doch ehe sich der 30-Jährige versieht, ist sein Schmuckstück schon zu Schrott gepresst.: „Da erkennt man ja sogar noch den VfL-Bochum-Aufkleber!“
Den ersten Schock kann der Vater einer Tochter schnell verwinden, wenn auch die Nerven übel flattern – und das ausgerechnet bei einer Frage zum Spezialgebiet des Justizvollzugsbeamten. Wovor fürchten sich Menschen am Arbeitsplatz, was sie in Haft wiederum herbeisehnen? Antwort A, die Entlassung. Klar wie Kühlwasser! Die Nervosität, die leidige, spielt dann leider auch zwei Fragen später einen Streich. Welche Farben haben unreife Paprika für gewöhnlich – gelb, grün, orange oder rot? „Also orangefarbene Paprika habe ich im Supermarkt noch nie gesehen!“, ruft Demirhan, seine Frau im Publikum schlägt die Hände vors Gesicht, und richtig, so schwer ist das wirklich nicht. „Aber welche Farbe hat Ihr Auto, das Ihre Frau nicht leiden kann?“, eilt Jauch zur Hilfe. Richtig, grün war das verhasste Fahrzeug, was ein Glück!
In ihren Kiosk wurde 20 Mal eingebrochen
Das braucht Firat Demirhan auch in den nächsten Runden, ist er mit vier Jokern doch volles Risiko gegangen. Es geht um Dunkelrestaurants und Dipmaschinen, die im Fitnessstudio den Trizeps stärken sollen – das versucht Jauch sogleich am Studiostuhl. Während der Moderator seine körperlichen Kräfte testet, wird Demirhan bei 32.000 Euro von seinem Wissen verlassen. Das war leider abzusehen.
Die gleiche Summe gewinnt auch Anke Christensen aus Niebüll, Schleswig-Holstein. Die 55-Jährige hat bis Ende 2015 einen Kiosk betrieben, in den in sechs Jahren mehr als 20 Mal eingebrochen wurde. Da hatte Christensen genug. Vergessen hat sie ihren Kiosk „Haus am See“ aber nicht, nur das Geld fehlte für den Neuanfang. Das will sie jetzt bei Jauch gewinnen.
Und Tatsache, es läuft für die sympathische Frau Christensen, wenn auch die ersten Runden verhältnismäßig einfach sind. Welche Süßigkeiten sind bei Kindern besonders beliebt? Brause-Ufos! Eine Frage, wie gemacht für die Büdchen-Betreiberin. „Stimmt ja schon wieder!“, sagt Jauch nur bei der 1000-Euro-Frage zum „Nippel“-Hit aus den 80ern. Christensen, mit Ponyfrisur und Perlenkette, zuckt nur mit den Achseln, verschmitztes Lächeln inklusive. Hat eben was auf dem Kasten, die 55-Jährige.
3,6 Millionen Mark verpasst
Was gehört für den Beauty-Doc zum täglichen Geschäft? Breakfast-OPs, Lunchtime-Eingriffe, Dinner-Korrekturen oder Barbecue-Behandlungen? Christensens Schwester, der Telefonjoker, ist sich sicher: Das muss was in der Mittagspause sein. Doch dann sagt sie, kaum zu glauben aber wahr, tatsächlich Dinner-Korrekturen. Große Verwirrung im Studio, „ein nicht uninteressanter Widerspruch“, meint Jauch. Der Retter in der Not rät der Kiosk-Betreiberin zum Aufhören. Gesagt, getan. Mit 32.000 Euro wird ihr Kiosk hoffentlich zur Festung.
Eine Festung hätte sich Rentner Andrej Garn (64) aus Krefeld vor mehr als 20 Jahren auch fast leisten können. Hätte er nur das Bier nicht getrunken, sondern die zwei Mark Trinkgeld eines Kunden so wie seine Kollegen in einen Lotto-Tippschein investiert! Von den 3,6 Millionen Mark hat er leider nichts gesehen. Pech in der Deluxe-Version.
Dezente Hilfe von Jauch
Dafür kann er sich jetzt ein schönes Leben mit 32.000 Euro machen. Die hat er nämlich mit der mehr oder weniger (!) dezenten Hilfe von Günther Jauch mit nach Hause genommen. Welche Gewürzpflanze nach ihrer lateinischen Bezeichnung auch „Tau des Meeres“ heißt, wusste er nämlich schlussendlich nicht. Dabei wies ihn Jauch mit „Blubb, Blubb“- und „Platsch, Platsch“-Ausrufen doch deutlichst daraufhin, dass es nur der Rosmarin sein kann.
Aber was macht das am Ende? Garn, der seinen Gewinn noch schnell in D-Mark umgerechnet hat, kauft sich jetzt erstmal einen neuen Wagen. So wie Firat Demirhan. Am Boden zerstört ist nur noch ein altes Auto.