Premier League, Football und bald auch Bundesliga – der Streaming-Dienst DAZN mischt die Branche auf und greift die Konkurrenz an.

Deutschlands neues Sportfernsehen heißt DAZN und verspricht nichts weniger als „ein neues Zeitalter für alle Sportfans“. Die Fußball-Bundesliga, Europas Topmannschaften aus Spanien, Italien und England, dazu US-Sport und Tennis: Live-Events und sportliche Höhepunkte sollen auf Knopfdruck verfügbar sein. Am Computer, auf dem Handy und dem Tablet, auf Plattformen wie Smart-TV und Spielekonsolen. Bei der Präsentation in München rief DAZN-Chef James Rushton mutig „die Zukunft der Sportberichterstattung“ aus. Aber was ist DAZN genau?

Das Rätselraten beginnt schon beim Namen. DAZN wird nicht wie bei den öffentlich-rechtlichen Sendern Buchstabe für Buchstabe ausgesprochen, sondern lautmalerisch in etwa so: „Die Zone“. Zu sehen ist das DAZN-Angebot an Sportübertragungen auf allen digitalen Kanälen. Am besten beschreibt man DAZN als „Netflix für Sportfans“.

Angriff auf den Platzhirsch Sky

Die Welt des Sports in der Hosentasche: Mehr als 10.000 Spiele und Events werden im Jahr gezeigt — ohne Werbung, mit viel Livesport und kurzen Analysen. Und wie beim Serien- und Filmdienst Netflix lernt das System die Vorlieben seiner Zuschauer und schlägt Übertragungen vor, die man nicht verpassen sollte. Die Kosten für die Zuschauer: monatlich 9,99 Euro.

Bekannt wurde die DAZN-Muttergesellschaft Perform Group, als sie vor zwei Monaten für eine zweistellige Millionensumme Internetrechte an der Fußball-Bundesliga ab 2017 kaufte.

Tatsächlich wird der deutsche Markt aufgemischt. Mit der Rechtevergabe an Perform Group/DAZN fördert die Deutsche Fußball-Liga (DFL) die Konkurrenz zum Pay-TV-Anbieter Sky. Die Sky-Verantwortlichen in München sind gewarnt: Im ersten Schritt schnappte ihnen der Herausforderer die Rechte an der Premier League weg. Und DAZN kostet nur ein Drittel von einem Sky-Abo. Die Redaktion mit 100 Mitarbeitern sitzt in München-Ismaning in unmittelbarer Nachbarschaft zu Sky in Unterföhring.

Markt mit Video on Demand wächst auch in Deutschland

Fernsehen auf Knopfdruck („Video On Demand“, VoD) bietet in Deutschland noch eine Menge Wachstumspotenzial. Nach Informationen von „Jetzt-Video.de“ geben die Deutschen jährlich je nach Erhebung zwischen 130 und 260 Millionen Euro für Video on Demand aus. Bis 2020 soll sich der Umsatz verdreifachen. In den USA ist VoD längst ein Milliardengeschäft: 3,5 Milliarden Euro beträgt der Jahresumsatz. In Deutschland, ergab eine Umfrage von RUF Jugendreisen 2016, nutzt schon jeder zweite Jugendliche Video-Streamingdienste wie AppleTV, Netflix oder SkyGo. Video on Demand wird zum Alltag in den deutschen Haushalten: PriceWaterHouse ermittelte, dass 40 Prozent der Deutschen „zumindest gelegentlich“ einen Dienst nutzen.

In den ersten Tagen, da Kunden mit kostenlosen Probemonaten angelockt werden, soll es bei DAZN Registrierungen in fast sechsstelliger Höhe gegeben haben. Noch kämpft DAZN vereinzelt mit Ruckelbildern, wenn die Internetverbindung nicht stabil ist. Die Marketingabteilung aber lässt sich nicht beirren: „Ein Produkt wie DAZN hat es zuvor noch nie gegeben.“