Berlin. Dunja Hayali sprach in der NDR-Talkshow „3 nach 9“ mit Giovanni di Lorenzo über Anfeindungen und Drohungen in den sozialen Medien.
Ihre Rede bei der Verleihung der Goldenen Kamera im Februar rührte zu Tränen. Moderatorin und Journalistin Dunja Hayali erzählte von den vielen bösen Kommentaren, die ihr in den sozialen Medien entgegenschlügen. Sie würde als „Lügnerin“ und „Schlampe“ bezeichnet, offen mit Bedrohungen und Vergewaltigungswünschen konfrontiert werden. „Glaubt eigentlich irgendjemand, dass das irgendwas bringt, dieser ganze Hass?“, fragte sie damals mit zittriger Stimme. Und es wurde still im Saal. Das kann doch nicht wahr sein, das muss doch aufrütteln, dachte man unweigerlich. Tat es aber offenbar nicht. „Es hat sich nicht viel geändert, es wird immer schlimmer“, sagte Dunja Hayali nun in der NDR-Talkshow „3 nach 9“.
Doch müde, Kommentare und Zuschriften zu lesen, sich mit den Hass-Kommentatoren auseinanderzusetzen, den Dialog zu suchen, wird die Moderatorin nicht. Das Negative bleibe zwar länger haften, „aber das Positive überwiegt“, sagte sie in der am 17. Juni aufgezeichneten und am Freitagabend ausgestrahlten Sendung. Der Zuspruch gebe ihr die Kraft, weiterzumachen.
Hetze nach Attentat von Orlando
Zum zweiten oder dritten Mal, wie sie sagte, sah Dunja Hayali den Ausschnitt ihrer Dankesrede zur Goldenen Kamera in der Talkshow. Mit Tränen in den Augen verfolgte sie den Einspieler. Die Auszeichnung hatte sie im Februar in der Kategorie „Beste Informationen“ für ihre objektive Berichterstattung über die Flüchtlingskrise erhalten. Moderator Giovanni di Lorenzo im Anschluss: „Du wirkst so authentisch und deshalb finde ich dich so wunderbar.“
Das sehen wohl längst nicht alle so. Jüngstes Beispiel der Hass-Kommentare gegen Dunja Hayali: „Siehste, das haste jetzt davon“, schrieb ihr jemand nach dem Attentat auf eine überwiegend von Homosexuellen besuchten Kneipe in Orlando am 12. Juni diesen Jahres. 49 Menschen wurden damals getötet, mehr als 50 weitere verletzt. Das passiere halt, wenn man sich Flüchtlinge oder Fremde ins Land hole, hetzte der Kommentator.
Verlustängste schüren Hass
Mit Autorin Juli Zeh, die ebenfalls in der Sendung zu Gast war, sprach Hayali noch über einen möglichen Ursprung von Hass. Bloßes Anderssein schaffe bei manchen Menschen Verlustängste. Und diese Ängste schürten Hass. Hass, der sich dann über Fremde, aber auch über Dunja Hayali und andere Journalisten ergießt, die sich für Flüchtlinge und gegen Fremdenhass und Rassismus engagieren.
Auch dem Talk-Gast Samy Deluxe hörte Hayali aufmerksam und betroffen zu. Der Hiphop-Star erzählte, wie es sich anfühlt, sich als Fremder in der eigenen Heimat zu fühlen. In so vielen Ländern der Welt werde er für einen Einheimischen gehalten – egal ob in den USA oder auf den Philippinen. Nur in Deutschland werde er immer gefragt, woher er denn komme. „Aus Hamburg“, muss er dann immer sagen.
Hayali im „Donnerstalk“ mit eigenen Reportagen zu sehen.
Als Journalistin wird Dunja Hayali in den kommenden Wochen vermehrt in Erscheinung treten. Während der Sommerpause ihrer Kollegin Maybrit Illner wird die Moderatorin des Morgenmagazins wieder den „Donnerstalk“ übernehmen. Start der Sendung mit ihren eigenen Reportagen ist am kommenden Donnerstag, 28. Juli, 22.15 Uhr, im ZDF.
Die Folge „3 nach 9“ können Sie hier in der Mediathek ansehen.