Berlin. Im ARD-Haushaltscheck beschäftigt sich Hauswirtschaftsmeisterin Yvonne Willicks mit des Deutschen liebstes Gebräu, dem Kaffee.
Nach 45 Minuten Sendezeit war es da, das Rezept für den perfekten Kaffee: fair gehandelt, von Hand gefiltert und serviert im Mehrwegbecher. So sieht es zumindest Hauswirtschaftsmeisterin Yvonne Willicks, die sich für die erste Ausgabe des ARD-Haushaltschecks des Deutschen liebstes Gebräu angenommen hat: dem Kaffee.
Ein hehres Ziel hat die Moderatorin dabei verfolgt: Gesucht war nicht weniger als die leckerste, preiswerteste und nachhaltigste Zubereitung des schwarzen Goldes, von dem die Deutschen jährlich rund 160 Liter trinken.
Filterkaffee schneidet am besten ab
Direkt zu Beginn stieß sie dabei allerdings schon an die Grenzen eines Haushaltschecks: Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Auch die der fünf Probanden, die für die Sendung ihre liebste Zubereitungsart ins Rennen des Geschmackstests schickten. Angetreten sind die Pulver-nach-unten-drück-Methode „French Press“, die schnöde Kaffeemaschine, das Filtern per Hand, die Presskolben-Methode „Aero Press“ und der Syphon, der mit Unterdruck arbeitet.
Technischer Schnickschnack wie Vakuumerzeuger und Spezial-Brühzylinder kann einpacken: Den Sieg holte sich der von Hand gefilterte Kaffee. Zumindest bei den fünf Testern schnitt er am besten ab. Doch bei allen individuellen Vorlieben gab es in Sachen Geschmack auch objektive Tipps vom ersten Kaffee-Sommelier Deutschlands, Michael Gliss: Immer chlorfrei gebleichtes Filterpapier benutzen, das Filterpapier vor der Benutzung auswaschen, auf den Mahlgrad des Kaffees und die Wassertemperatur achten und hartes Wasser filtern.
Die Bohne vom Discounter ist die schlechteste
Und welche Bohnen sind die besten? Der Experte testet drei verschiedene, wobei die Bohne vom Discounter am schlechtesten abschneidet. Unreife Früchte sind in der Packung und – noch viel schlimmer – verbrannte Bohnen. Das versaut den Geschmack.
Besser ist da die Stichprobe des italienischen Markenproduktes. Der Anteil an guten und gleichmäßig gerösteten Bohnen ist höher. Doch der Testsieger ist ein anderer: Bio und Fairtrade! Hier sieht der Experte das beste Röstbild und die qualitativ hochwertigsten Bohnen.
Kapselkaffee-Maschinen: günstig schlägt teuer
In vielen deutschen Haushalten dürfte es aber gar keine ganzen Kaffeebohnen mehr geben: Der Verkauf von sogenannten Kapselkaffee-Maschinen ist in den vergangenen Jahren um das 15-fache gestiegen. Yvonne Willicks nahm sich drei Maschinen gemeinsam mit einem Experten der Dekra zur Brust.
Das Ergebnis: Die günstigste Maschine im Test schlägt dabei das teuerste Modell. Das Expressi-Gerät – 70 Euro plus 0,19 Euro pro Kapsel – landet in Sachen Funktionalität, Handhabung und Sicherheit auf dem ersten Rang. Gefolgt von der Nespresso-Maschine (90 Euro plus 0,35 Euro je Kapsel) und Schlusslicht Tassimo von Bosch (109 Euro plus 0,31 Euro pro Kapsel).
40.000 Tonnen Kapsel-Müll im Jahr
Doch insgesamt kam die Kapsel-Variante nicht gut weg – weder bei der Moderatorin noch bei den Experten. „Ressourcenfresser“ nennt Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe sie. 40.000 Tonnen Kapsel-Müll fallen jährlich in Deutschland an. Das dürfte auch die neueste, angeblich kompostierbare Variante nicht ändern. Denn im Praxis-Test stellte sich heraus: Auch nach Wochen im Kompost haben sich die Kapseln nicht aufgelöst. „Augenwischerei“ lautete das Fazit.
Und Mogelpackungen sind sie auch noch. War vor einigen Jahren noch echtes Milchpulver in den Fertigmischungen, ist es mittlerweile nur noch ein „milchähnlicher“ Stoff. Auch die Kaffeemenge ist über die Jahre geschrumpft. „Qualitätsdumping“, resümierte Yvonne Willicks.
Gut für die Umwelt, zu teuer für Unternehmen
Ähnlich besorgniserregend ist die Entwicklung des Trends „Coffee to go“. Die Menge an gebrauchten Pappbechern steigt stetig, aktuell landen in Deutschland 7,6 Millionen Becher täglich im Müll. Das Problem: Pappbecher sind gar nicht nur aus Pappe, die Innenseite besteht aus einer Polyethylen-Schicht. Der Becher lässt sich nicht recyceln, sondern landet in der Müllverbrennung. Mehrwegbecher wären die Lösung: gut für die Umwelt, den Unternehmen aber zu teuer, fürchtet Willicks.
Und so kam sie nach einem durchwachsenen „Haushaltscheck“, der nichts Neues offenbarte, sondern längst Bekanntes aufwärmte, zu ihrem Schluss. Wer es lecker, günstig und nachhaltig haben möchte, trinkt handgefilterten und fair gehandelten Kaffee aus einem Mehrwegbecher.