Berlin. Bei „The Voice Kids“ träumen junge Talente von der großen Karriere. Experten warnen vor dem Druck. Die Jury habe große Verantwortung.
Blitzlichtgewitter, rote Teppiche, jubelnde Fans: Wer hat als Kind oder Jugendlicher nicht davon geträumt, später einmal berühmt zu werden? Die Castingshow „The Voice Kids“, die an diesem Freitag ab 20.15 Uhr in die vierte Staffel geht, verspricht zwar keine großen Karrieren. Aber der Gewinner hat zumindest ein Ausbildungsstipendium von 15.000 Euro in der Tasche und – wenn er will – einen Plattenvertrag.
Einige Medienexperten sehen Castingshows für die junge Generation kritisch. „Eltern müssen sich bewusst darüber sein, dass es nicht nur um den Auftritt auf der Bühne geht, wie man es vielleicht vom Schultheater oder Krippenspiel zu Weihnachten kennt. Die Kinder werden sozusagen in eine Medienmaschinerie aufgenommen, die natürlich ihre Gesetzmäßigkeiten hat“, sagt etwa Kristin Langer. Sie ist Mediencoach bei der vom Bundesfamilienministerium geförderten Initiative „Schau hin!“, die Eltern Tipps gibt, wie Kinder gut mit Medien aufwachsen.
„Wenn eine Show produziert wird, dann muss alles wie am Schnürchen laufen, und es geht schon mal ganz ruppig zu. Das ist kritisch zu betrachten, speziell für jüngere Kinder.“ Die Kandidaten würden Druck und Versagensängste spüren. „Es hängt dabei von der Persönlichkeit ab, wie Kinder mit diesem Druck umgehen.“ Eltern sollten gut abwägen, wie stabil ihr Kind ist.
Kinder wirken selbstbewusst
Tränen der Enttäuschung haben Zuschauer in den vergangenen Staffeln des Sat.1-Formats allerdings selten gesehen. Die jungen und stimmgewaltigen Teilnehmer wirkten selbstbewusst und oft keck. „Ich glaube, dass die Kinder richtig krass daran gewöhnt sind, öffentlich kritisiert zu werden, schon alleine durch Instagram oder Facebook“, meint die Sängerin Lena Meyer-Landrut („Wild and Free“). Die 24-Jährige ist seit der ersten Staffel als Coach dabei und gibt den jungen Talenten Tipps mit auf den Weg.
„Es gibt jeden Tag so viel Kritik, nicht nur täglich in der Schule, sondern auch auf diesen sozialen Plattformen. Ich habe das Gefühl, dass sie da nicht so sensibel sind. Sie sind eher dankbar für konstruktive Kritik.“ Auch Mediencoach Kristin Langer sieht in der Show positive Ansätze, „The Voice Kids" unterscheide sich in der Tat von ähnlichen Formaten: „Fiese Sprüche oder Kommentare unter der Gürtellinie sind ausgespart. Aber es werden dennoch große Träume aufgebaut.“
Jurymitglieder haben große Verantwortung
Sie warnt davor, dass Kinder mit großen Enttäuschungen von der Bühne gehen könnten, die sie erst einmal verarbeiten müssten. Die Jurymitglieder hätten dabei eine große Verantwortung, aber auch hinter der Bühne müssten die Kids betreut werden. Der Privatsender hat dafür nach eigenen Angaben einen Psychologen im Einsatz, der sich hinter der Bühne um die Talente kümmert und auch schon mal zu ihnen nach Hause kommt.
„Ich habe das Gefühl, dass hier sehr gut mit den Kids umgegangen wird und darauf sehr geachtet wird. Ich glaube, dass sie hier Erfahrungen sammeln und daran wachsen“, erklärt Meyer-Landrut, die selbst mit 18 Jahren zum ersten Mal auf der großen Bühne stand.
An ihrer Seite kämpfen in diesem Jahr die Sänger Mark Forster (32, „Au Revoir“) und Sasha („Slowly“, „Good Days“) um die besten Talente. Der 44-Jährige ist zum ersten Mal dabei: „Ich finde so schön an dieser Sendung, dass die Kids richtig Bock auf das Wissen und die Erfahrung von uns haben. Man kann ihnen viel mitgeben. Wenn wir ihnen Tipps geben, versuchen sie, das sofort in die Tat umzusetzen.“
Im vergangenen Jahr überzeugte der damals 13-jährige Noah-Levi aus dem Team Lena die meisten Zuschauer. Dem Schüler aus Berlin hat die Bühnenerfahrung offenbar gefallen: In der kommenden „Voice Kids“-Staffel ist er als Online-Reporter dabei, im März will der Sohn einer Schauspielerin eine Single veröffentlichen. (dpa)