Frankfurt/Main. Die Ausschreibung der Bundesliga-Medienrechte dauert länger als geplant. Die Verzögerung ist nicht das einzige Problem der Bundesliga.
Fußball-Fans müssen sich bei den Übertragungen der Bundesliga im Bezahlfernsehen auf einschneidende Veränderungen einstellen. Von der Saison 2017/18 an könnten Live-Bilder nicht mehr nur bei einem Pay-TV-Anbieter zu sehen sein. Das Bundeskartellamt verlangt von der Deutschen Fußball Liga (DFL) eine Nachbesserung des anstehenden Vergabeverfahrens für Senderechte, wie die „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ berichtete.
„No Single Buyer Rule“ lautet die Forderung des Kartellamts. Demnach soll ein einzelnes Unternehmen nicht alle Pakete kaufen dürfen. „Es ist richtig, dass wir nach wie vor in konstruktivem Dialog stehen mit der DFL“, sagte Kay Weidner, Sprecher des Bundeskartellamts in Bonn. Details nannte er aber nicht. Die DFL wollte sich gar nicht äußern.
Die Auswirkungen auf die Sender, die Zuschauer und die DFL im Überblick:
- Sky träfe die Einführung der Regel am stärksten. Der Pay-TV-Anbieter zeigt derzeit alle Partien sowie die Konferenzschaltungen live und besitzt damit – abgesehen von den Eröffnungsspielen der Hin- und Rückrunde bei der ARD – ein exklusives Angebot. Seit dem Aus des Fußballs bei der Telekom ist Sky Monopolist. Die Einführung der „No Single Buyer Rule“ würde das zukünftig verhindern. Mindestens ein Rechtepaket müsste die DFL bei einer Änderung durch das Kartellamt an ein anderes Medien-Unternehmen verkaufen.
- Für die Zuschauer würde eine entsprechende Änderung bedeuten, dass ein einzelnes Abonnement nicht mehr reicht, um aus allen Live-Spielen wählen zu können. Die bisherigen Sky-Kunden wären gezwungen, bei einem anderen Anbieter einen Vertrag abzuschließen, um alles zu sehen.
- Für die DFL birgt das Ansinnen des Amtes zwei Probleme. Zum einen gerät die Liga in zeitlichen Verzug. Die Ausschreibung sollte schon lange auf dem Markt sein, die Verträge im April unterschrieben werden. Zumindest vor Ende der laufenden Saison soll die Vergabe gelaufen sein, um den Clubs so frühzeitig Planungssicherheit zu geben.
Offen bleibt, ob die Einschränkung der geplanten Ausschreibung die Liga Geld kostet. Zwar dürfte der bisherige Toppartner Sky nicht mehr alle Pay-TV-Pakete kaufen und so weniger zahlen, als wenn er alleiniger Anbieter bliebe. Ein neuer Rechte-Partner könnte diese Mindereinnahmen allerdings auch ausgleichen.
- Die gewünschte Änderung würde automatisch zu einem neuen Bundesliga-Anbieter führen. Auch mit einem geringeren Angebot als Sky wäre ein Markteintritt möglich. Genau das dürfte das Ziel des Kartellamtes sein. Wie die „FAZ“ im Dezember berichtet hatte, sollen eine Gruppe um den ehemaligen Kirch-Mann Dieter Hahn, Aufsichtsratschef von Constantin Medien, und unter anderem die Deutsche Telekom die Diskussion mit dem Kartellamt forciert haben. „Gerüchte kommentieren wir nicht“, erklärte ein Sprecher der Deutschen Telekom.
- Die englische Premier League hatte in der Vergangenheit bereits eine so genannte „No Single Buyer Rule“. Deshalb war ein Pay-TV-Monopol ausgeschlossen. Es gibt mit BT einen zahlungskräftigen Konkurrenten für Sky. Von der kommenden Saison an kassieren die englischen Clubs 2,3 Milliarden Euro pro Saison allein aus der Inlandsvermarktung. Die deutschen Vereine nehmen pro Jahr derzeit durchschnittlich 628 Millionen Euro ein. (dpa)