Warum das Dschungelcamp 2016 zur richtigen Zeit kommt
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Berlin. Tote, Terror, rechte Hetzer. Noch nie brauchten wir das Dschungelcamp so dringend wie jetzt. Auch wenn es an der Lage nichts ändert.
Das muss man sich mal vorstellen: Das Jahr ist erst gut zwei Wochen alt, und eigentlich möchte man es schon wieder umtauschen. Bei Terror-Anschlägen kommen Menschen ums Leben, Pop-Ikonen sterben, in Köln dreht eine Horde Männer durch und in Bornheim dürfen Flüchtlinge nicht mehr schwimmen gehen. Pfefferspray ist übrigens ausverkauft. Machen wir uns nichts vor: Die Stimmung ist schlecht. Aber jetzt kommt ja das Dschungelcamp. Noch nie war es so wichtig.
Opium fürs Volk sagt ihr? Ich sage: Zwei Wochen Erholung für uns alle. Es ist ja nicht so, dass all die Probleme damit verschwunden wären und wir uns nicht mit ihnen auseinander setzen müssten. Aber immerhin tauchen jetzt zwischen den selbsternannten Bürgerwehren und Rettern des Abendlandes andere schräge Gestalten in der Facebook-Timeline auf. Sie ziehen sich komisch an, sie reden dummes Zeug und sie streiten sich im Fernsehen. Doch im Vergleich zu Hetzern und Demagogen, die gerade Konjunktur haben, sind sie vor allem eines: total harmlos.
Außerdem: Wir können – wie übrigens in den vorigen neun Staffeln auch – so viel über Menschen lernen. Wer einmal gesehen hat, wie schnell in einer vergleichsweise homogenen Gruppe die Nerven blank liegen, wenn einer (!) auf seiner Pritsche schnarcht, darf sich nie wieder über Konflikte in Flüchtlingsheimen wundern, in denen Menschen aus verschiedensten Kulturen monatelang – ohne zu wissen wie es weitergeht – auf engstem Raum zusammenleben müssen. Nicht vergessen: Die Herrschaften im Dschungelcamp bekommen Geld dafür, und für sie ist der Spuk nach zwei Wochen vorbei.
Relativierung. Das ist genau das, was wir jetzt brauchen. Mit Lemmy Kilmister, David Bowie und Alan Rickman sind echte Stars in den vergangenen Wochen gestorben. Niemand käme auf die Idee, das Dschungelcamp-Personal ernsthaft in die Nähe von Star-Qualitäten zu rücken. Also hört doch endlich mal damit auf, für den Prominentenstatus der Insassen das Alphabet bis zum Ende zu bemühen. Egal, wer das ist. Sie sind jetzt da. Und sie sollen uns unterhalten. Das ist alles. Und das ist schon viel in diesen Tagen.
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