Berlin. Fernsehsender lieben alle ihre Zuschauer. TIMM liebt nur Männer. Ab dem 1. November. Und das ist auch gut so.

TIMM-Geschäftsführer und Programmdirektor Frank Lukas. (Foto: TIMM)
TIMM-Geschäftsführer und Programmdirektor Frank Lukas. (Foto: TIMM)

Genauer: TIMM liebt Männer, die Männer lieben: Er ist der erste Fernsehsender für schwule Männer und startet am 1. November als Vollprogramm – und natürlich im Free-TV.

Nun ist die Existenz gleichgeschlechtlicher Beziehungen nicht erst seit der legendären Homo-Knutscherei 1987 in der Lindenstraße im deutschen TV angekommen. Bei ProSieben liefen „Gay As Folk“ und „The L Word“, zwei TV-Serien jenseits der oft unterstellten Spießigkeit ihres Herkunftslandes USA. Bei „Next“, der MTV.Kuppelshow, treffen nicht nur am Welt-AIDS-Tag Jungs auf Jungs und Mädels auf Mädels. Und VIVA lässt ein Mädchen erraten, welcher der drei Jungs, mit denen sie einen Tag verbringen darf, sich für sie interessiert, oder doch eher für seine Freundin, oder seinen Freund.

Wozu braucht Deutschland also einen Fernsehsender für schwule Männer? „Um Schwule im Fernsehen aus der Exotenecke rauszuholen“, sagt Moderator Oliver Lock. Sein Kollege Björn Wolfram gefällt die Möglichkeit, „viele Dinge genauer und damit besser zu machen, weil wir uns eben nicht die ganze Zeit überlegen müssen, ob das heterosexuelle Publikum jetzt gleich wegzappt, weil es ihnen zu schwul ist.“ Also ein typisch schwules Programm für typisch Schwule? Mitnichten. Der dritte im Moderatorenbunde, Armin Ceric, betont die große Herausforderung, „weil Schwule eben keine homogene, sondern eine sehr heterogene Gruppe sind.“ Also kein typisch schwules Programm, weil es den typisch Schwulen gar nicht gibt. „Was es aber auch“, so Ceric, „spannend macht.“

Independent-Klassiker: Andy Warhols
Independent-Klassiker: Andy Warhols "Flesh"

Und wie sieht das Programm für den untypischen Schwulen aus? Neben den Eigenproduktionen, dem Magazin „TimmToday“, der Datingshow „Homecheck“ und der Reality-Doku „Timmousine“ jede Menge Serienkost der besseren und schrägeren Sorte. Explizit „andersrum“ wie „Queer As Folk“ oder „Mile High“. Oder einfach nur schräg wie „Footballer´s Wife“, die schwarze britische Komödie „Nighty Night“ oder „Edina“ und „Patsy“ aus der berüchtigsten aller Britcom-Serien, „Absolutely Fabulous“. Dazu kommen Spielfilme wie Andy Warhols „Flesh“ oder „Being John Malkovich“, und das „Blonde Gift“ Barbara Schöneberger talkt von Montag bis Freitag.

Jochen Hick ist Chefredakteur von TIMM. (Foto: TIMM)
Jochen Hick ist Chefredakteur von TIMM. (Foto: TIMM)

Hinter TIMM und seiner zweijährigen Planungsphase stecken bekannte Köpfe. Frank Lukas, Geschäftsführer und Programmdirektor, kennt die schwule Klientel als Moderator des Magazins „andersTREND“. TV-Formate wie „We are family!“, „Mein neuer Job“ oder U 20“ kommen aus seiner Produktionsfirma „south&browse“.

Chefredakteur Jochen Hick zeichnet als Regisseur für Genrefilme wie „Cycles of Porn: Sex/Life in L.A., Part 2“, „Ich kenn keinen - Allein unter Heteros“ oder „No One Sleeps“ verantwortlich.

Am 1. November drückt Berlins regierender Bürgermeister Klaus Wowereit den Startknopf. Ob er rosa ist? Egal. Aber es passiert offiziell und in aller Öffentlichkeit. Und auch das ist gut so.