Köln.. Der eigentliche Fall ist gewöhnlich. Doch Armin Rohde legt eine wahre Schurken-Gala hin im neuen Kölner “Tatort: Dicker als Wasser“.
Wenn dieser bullige Bursche im Garten seines Schuldners mit dem Vorschlaghammer einen Pfosten mit brachialer Wucht in die Erde rammt und ebenso freundlich wie leise darauf hinweist, dass er beim nächsten Besuch vielleicht nicht mehr so nett ist, dann muss er sich um sein Geld keine Sorgen machen.
Ralf Trimborn, ein kleiner Gangster der alten Schule, ist jedenfalls der prallste Schurke, den der "Tatort" uns seit langem serviert hat. Und das liegt ganz gewiss an einem Armin Rohde in Bestform, der seine Kölner Gegenspieler Ballauf und Schenk alias Klaus Behrendt und Dietmar Bär einfach an die Wand drückt.
Ein Mann, der alleGrenzen überschreitet
"Dicker als Wasser" haben die "Tatort"-Routiniers Kaspar Heidelbach (Regie) und Norbert Ehry (Drehbuch) ihren Krimi getauft, und natürlich heißt das, dass es um Familienbande geht, um das eigene Blut. Trimborn, der gerade mal wieder aus dem Knast zurück ist, spannt mit Vorliebe seinen Sohn Erik (Ludwig Trepte) für seine räuberischen Geschäfte ein, notfalls trichtert er ihm das auch mal mit Prügel ein.
Ein Tyrann ohne Skrupel, eine miese Type, die alle Grenzen überschreitet. Dass er womöglich auch der Mörder von Eriks Mutter war, konnte man ihm nie nachweisen.
Rohde, der erst unlängst schon im Frankfurter "Tatort" herumberserkerte, liefert eine Gala ab als unberechenbares Raubtier, ein brutaler Saft- und Kraft-, ja in perverser Form auch Familienmensch, hinter dessen sanften Tönen die ungehobelte Rohheit lauert und der auf seinen vermeintlich verweichlichten Sohn erst stolz ist, als der ihm in einem Wutanfall ins Gesicht schlägt. Blutend sitzt der Alte am Boden und lacht – eine der vielen großartigen Szenen, die Heidelbach Rohde gönnt.
Aber auch das Aufeinanderprallen mit dem anderen Schwergewicht, dem seit einigen Folgen irrlichternden Frustpolizisten Schenk in Trimborns Haus beim Essen macht Spaß. Wie die beiden sich belauern, während der Gangster seinen Fisch auf dem Teller filetiert, das ist ein darstellerisches Vergnügen.
Das Vater-Sohn-Drama macht den "Tatort" stark
Zwar gilt es auch den Mord an einem Szenewirt aufzuklären, der Trimborns Sohn die Freundin (Alice Dwyer) ausgespannt hatte. Aber der schlichte Krimi an sich ist schwach ausgeleuchtet, es ist das Vater-Sohn-Drama, das zieht. Und in dem hinterlässt auch Ludwig Trepte als Erik einen starken Eindruck: zerrissen zwischen der Loyalität zum Vater und der Liebe zur Ex-Freundin, die sich ihm wieder öffnet und ihn vor die Wahl stellt. Alice Dwyer gibt sie als Undurchschaubare, ebenfalls eine spannende Figur in dieser Gemengelage.
Da bleibt den Ermittlern diesmal nur ein Statistendasein, es ist vielleicht auch besser so. Ein herbeigewurstelter Konflikt auf dem Präsidium mit dem neuen Assistenten Tobias Reisser (Patrick Abozen) geht fürchterlich in die Hose. Und, bei aller Sympathie für die Jungs: Die Streitereien des alten Ehepaars Bär und Behrendt haben schon länger an Witz und Biss verloren.
Fazit: Ein fulminanter Armin Rohde rettet mit ganzem Körpereinsatz einen Durchschnitts-Tatort. Seinetwegen.
Sonntag, 19. April, ARD, 20.15 Uhr