Essen. WDR-Sportchef Steffen Simon zum heutigen Start der Bundesliga-Saison im WAZ-Interview. Die im Vorjahr ins dritte Programm aufgenommene Handball-Sendung "Liga 1" hat noch nicht die gewünschten Zuschauer-Zahlen.

Fasziniert von der Sportart Handball: WDR-Sportchef Steffen Simon. Foto: WDR/Sachs
Fasziniert von der Sportart Handball: WDR-Sportchef Steffen Simon. Foto: WDR/Sachs © WDR/Herby Sachs

Mit dem Duell der Altmeister zwischen Göppingen und Gummersbach startet die Handball-Bundesliga heute in die Saison 2008/09 (20 Uhr, live im DSF). Laut repräsentativer Umfragen ist Handball die zweitbeliebteste Ballsportart der Deutschen, gleich hinter dem Fußball. Seit der vergangenen Spielzeit widmet sich auch die Sendung "Liga 1" im WDR-Fernsehen an jedem Samstag dem Geschehen in der Elite-Liga - mit bislang bescheidenem Erfolg. Auch darüber sprach WDR-Sportchef Steffen Simon mit WAZ-Redakteur Thomas Richter.

Herr Simon, wann haben Sie zum letzten Mal ein Handballspiel live gesehen?

Simon: Das war das Pokalfinale zwischen dem HSV und Kiel im März in Hamburg. Ich versuche, diese Sportart mit einer gewissen Regelmäßigkeit zu verfolgen, weil ich sie faszinierend finde - vor allem diese unglaubliche Spannung und die dichte Atmosphäre in den Hallen sind ein Erlebnis.

Warum fristet der Handball dennoch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ein solches Schatten-Dasein?

Simon: Das tut er ja gar nicht. Im Vergleich zu anderen so genannten Randsportarten steht der Handball sogar privilegiert da. In "Liga 1" verfügt er am Samstag über eine eigene Sendung. In der Sonntags-Sportschau berichten wir regelmäßig über Handball. Von solchen Verhältnissen können unsere Basketball- oder Eishockeyklubs doch nur träumen. Handball steht besser da. Er ist unter den Kleinen der Große.

"Liga 1" zeigte in der vergangenen Saison samstags die Zusammenfassung von drei Bundesliga-Spielen. Wie wurde die Sendung von den Zuschauern angenommen?

Simon: Das Interesse ist noch ausbaufähig. Im Schnitt haben im WDR rund 150 000 Leute eingeschaltet. Beim NDR, der zeitgleich sendete, waren es etwas mehr. Dennoch blieben wir bei den Marktanteilen unter den gewünschten Werten.

Was muss sich ändern?

Simon: Vor allem mit dem Spielplan muss etwas passieren. Weil die Topklubs wie Kiel oder Flensburg bislang oft samstags parallel zum übrigen Bundesliga-Geschehen in der Champions League spielten, mussten wir fast ständig über Teams aus dem Tabellenmittelfeld oder der Abstiegszone berichten. Doch die Leute wollen die Besten sehen. Und die sollen künftig öfter gezeigt werden. Denn ab sofort sind nur noch zwei von vier deutschen Champions-League-Startern samstags auf internationaler Ebene im Einsatz.

Steffen Simon. © WDR/Herby Sachs
Steffen Simon. © WDR/Herby Sachs © WDR/Herby Sachs

Apropos international: Wie wichtig ist die deutsche Nationalmannschaft für ihre Berichterstattung?

Simon: Bei der Handball-WM 2007 im eigenen Land hat man doch sehen können, wie groß das Potenzial hier ist. Das Finale gegen Polen haben in der Spitze über 20 Millionen Menschen gesehen. Damals passte aber auch alles optimal. Doch dieses riesige Interesse erlischt bei vielen im Bundesliga-Alltag. Und weil so viel mit dem Nationalteam steht und fällt, habe ich mich über unser Abschneiden bei Olympia geärgert. Das Vorrunden-Aus war kein gutes Entree für die neue Bundesliga-Saison.

Über die nächste Handball-WM Anfang 2009 in Kroatien wird die ARD aber nicht berichten können.

Simon: Nein, die Rechte dafür hat sich RTL gesichert. Weil sie mehr geboten haben. Das ist schade, weil die Erfahrung zeigt, dass das Interesse bei großen Turnieren wie einer WM oder EM immer groß ist.

Und wie geht es nun mit der Bundesliga weiter?

Simon: Ich glaube an den Handball. Da werden wir noch etwas bewegen können. Der König wird aber für immer der Fußball bleiben.