Düsseldorf. . Zwischen Meisterwerk und Einsteigerversuch: Ab Mittwoch zeigen die Studierenden der Düsseldorfer Akademie ihre jüngsten Arbeiten – bis Sonntag.

Dass gleich nach der offiziellen Eröffnungszeremonie ein Feueralarm loskreischte, ein Rettungswagen und ein Löschfahrzeug den Eingang an der Eiskellerstraße 1 in Blaulicht tauchten und das

Kunstaktion? Jedenfalls war’s ein Fehlalarm.
Kunstaktion? Jedenfalls war’s ein Fehlalarm. © Olaf Fuhrmann

kunstsuchende Publikum in die Kälte hinausmusste – war das vielleicht auch ein Werk dieses Kunstakademie-Rundgangs anno 2019? Jedenfalls war’s ein Fehlalarm, vielleicht war auch nur ein Rauchmelder auf eine Zigarette hereingefallen. Denn der Akademie-Rundgang ist eine Art Karneval der Kreativen zum Abschluss des Wintersemesters, promillehaltige Partystimmung inklusive. Die rund 600 Nachwuchs-Künstlerinnen und -Künstler der staatlichen Lehranstalt vergleichen sich nicht nur untereinander, sie testen auch die Reaktionen des Publikums. Und nicht wenige spekulieren auf ein erstes Augenmerk von Galeristen.

Neuwilde Szenen aus dem Nachtleben, eine fotografierte Hand fährt mit einem Kamm durch den Schnee, um die Ecke erhellen Leuchtkästen nur zerkratzte Bilder, und hier und da eine Parodie, etwa auf Delacroix’ „Freiheit führt das Volk“ oder Rembrandts „Anatomie des Dr. Tulp“. Selbst das Miniaturhaus, das wie ein aus dem Ruder gelaufener Kindergeburtstag aussieht, stellt sich als Ironisierung eines bekannten Akademie-Absolventen heraus: dieses „Haus Uhr“ setzt dem Werk des Raum-Mystiker Gregor Schneiders die Narrenkappe auf. Für Karikaturen ist ebenfalls Platz: „Dognald“ als Bulldogge oder Franck Ribery mit einem offenen Mund voller goldener Zähne – es muss nicht immer Tiefsinn sein.

Auseinandersetzung mit der Legende Beuys

Der soll eher in Raum-Installationen wohnen, in diesem Jahr gerne mal mit Erde. Mal hängt sie in Plastikbeuteln an der Wand, während aus ihr Sprösslinge keimen, mal bildet sie das Fundament für vier bedeutungsheischend herunterhängende Vorhänge. Die Präsentation der Arbeiten wird immer professioneller, genialische Nachlässigkeit ist von gestern. Die einen setzen auf Darkroom-Ambiente, andere weißen die gut zehn Meter hohen Atelierwände selbst. Die reinste Malerei.

Großformate, Kleinformate – alles da.
Großformate, Kleinformate – alles da. © Olaf Fuhrmann

Selbstverständlich sind in den Atelierräumen sämtliche Stilrichtungen aller Gattungen von Ölmalerei bis Performance und Videokunst vertreten, selbst die räumlichen Augentäuschungen eines M.C.Escher finden eine mehr oder minder kreative Fortschreibung, dreiste Picasso- oder Max-Ernst-Variationen, Tröpfelbilder oder Aljoscha Gößlings „Garten“, der wie ein Altmeister des Informel daherkommt.

Nach der Fettecke nun eine Konfetti-Ecke

Wer Augenweiden sucht, sollte den Grafiken intensive Blicke schenken, die im Akademie-Gang des Erdgeschosses an den Wänden hängen. Die Kontaktdaten der Künstler hängen daneben. Nicht auszuschließen, dass sie bereit sind, sich für ein gewisses Entgelt von ihren Arbeiten zu trennen.

Eine wie fürs Biologiebuch fotografierte Vagina wirkt wie der verzweifelte Versuch einer Provokation, und an der Akademie-Legende Joseph Beuys arbeiten sich mit Tom-Aaron Hawk und Laura-Helene Förster gleich zwei große Talente ab. Indirekt auch ein Haufen bonbonbunter Papierkreise aus dem Locher, die eine ganze Raum-Ecke ausfüllen – wenn das die Putzfrau sieht, hat die Akademie nach dem Fettecken-Skandal auch noch einen Konfettiecken-Vorfall.

Rundgang der Kunstakademie Düsseldorf, 6. bis 10. Februar, jeweils 10-20 Uhr. Eintritt frei. Auswahl-Heft „Maximalismus“: 5 Euro.

Gruppenführungen für max. 15 Personen: 75 Euro. Öffentliche Führungen durch den Rundgang: circa 45- 60 Minuten, 5 Euro pro Person. Buchungen: www.kunstakademie-duesseldorf.de/die-akademie/rundgang/