Düsseldorf. Zwei millionenschwere Warhol-Bilder sollen zur Sanierung eines Glücksspielunternehmens versteigert werden. Die Museumschefs laufen Sturm gegen das geplante Geschäft und richten sich in einem zweiten Brief an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Auch ein Künstler fühlt sich vor den Kopf gestoßen.
Erneut haben die Direktoren der großen Kunstmuseen Nordrhein-Westfalens bei Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) gegen den geplanten Verkauf von zwei hochkarätigen Werken Andy Warhols aus dem Besitz des Casino-Betreibers Westspiel protestiert. Im zweiten Brief binnen eine Woche an die Regierungschefin fordern 27 Museumschefs, dass auch Kunstwerke im indirekten Landesbesitz künftig "vor dem Ausverkauf" geschützt werden müssten. Das wurde der Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag aus Kreisen der Unterzeichner bekannt.
Westspiel, eine Tochter der landeseigenen NRW.Bank, will die Warhol-Bilder "Triple Elvis" und "Four Marlons" am 12. November in New York versteigern lassen. Die Gesellschaft erhofft sich daraus einen Erlös von rund 100 Millionen Euro. Mit dem Geld soll Westspiel saniert werden. Die Bilder hingen früher im Casino Aachen.
Die Museumschefs reagierten auf einen Antwortbrief der Ministerpräsidentin, in dem sie erklärt hatte, dass die indirekt dem Land gehörende Westspiel-Gesellschaft als ein rechtlich selbstständiges Unternehmen notwendige Investitionen aus eigener Kraft oder eigenen Vermögenswerten schultern müsse. Die Landesregierung habe aber nicht die Absicht, Kunst aus direktem Besitz des Landes zum Zweck der Haushaltskonsolidierung zu veräußern.
Keine weiteren Verkäufe geplant
Westspiel hatte erklärt, dass derzeit außer den Bildern von Andy Warhol kein weiterer Verkauf aus der mehr als 230 Objekte umfassenden Casino-Kunstkollektion geplant sei. Keines der Werke sei annähernd so wertvoll wie die beiden Warhol-Bilder.
Inzwischen wurde bekannt, dass einige Werke aus dem Casino Aachen - ein Marilyn-Siebdruck von Warhol sowie ein riesiger Lichtregen des Zero-Künstlers Heinz Mack - zerstört oder entsorgt wurden. Die geplante Demontage der 13 Meter hohen Lichtskulptur mit rund 7000 Leuchten sei ihm 2003 sehr kurzfristig mitgeteilt worden, schrieb Mack am Donnerstag der dpa. "Bei der Demontage entstand quasi Totalschaden, weil alle Lichtelemente in Glasröhren montiert waren."
Einen neuen Standort für das Kunstwerk habe er so schnell nicht finden können. Dies wäre auch "de facto sinnlos" gewesen, weil der Lichtregen nach dem Abbau ja zerstört gewesen sei. "Es gab auch kein wirkliches Bemühen seitens des Casinos, eine gemeinsame alternative Lösung zu finden", erklärte Mack. Der Lichtregen sei schon im Casino-Foyer nicht mehr in einem einwandfreien Zustand gewesen, da er nicht gewartet worden sei. "Ich hörte auch Klagen, weil sich die Angestellten durch das zum Teil schnell wechselnde Licht-Programm gestört fühlten." (dpa)