Frankfurt.

. Etwas Orakelhaftes haben alle Bestseller des brasilianischen Literaturschamamen Paulo Coelho an sich, und vielleicht hatten sich die geladenen Gäste im „Business Club“ der Frankfurter Buchmesse tatsächlich einen Blick in die Glaskugel erhofft: Sprach doch Coelho mit Buchmesse-Chef Jürgen Boos über nichts Geringeres als „Die Zukunft des Lesens“. Doch geriet die gegenseitige Selbstbefragung der beiden, die sich in ihrer Rolle des Interviewers und Interviewten abwechselten, letztlich zu einem nabelschauartigen Selbstgespräch. In dem aber immerhin der Literaturstar einmal hautnah zu erleben war: ganz in Schwarz gekleidet, mit schwarzer Brille und einem kleinen Zopf im Nacken eines ansonsten recht kahlen Schädels. Und so selbstbewusst, dass er lieber im Stehen als im Sitzen redete: „Das ist das Gute, wenn man berühmt ist – da kann man machen, was man möchte.“

Zwei Gründe gibt es, meint Paulo Coelho, warum Menschen Bücher lesen: Sie erhofften sich Unterhaltung und Wissen, seit Jahrhunderten schon und sicherlich auch in Zukunft. Und warum Menschen Bücher schreiben? „Ich habe angefangen, weil ich mich und meine eigene Stimme zeigen wollte“, betonte Paulo Coelho. „Und nicht, um Geld zu verdienen.“ Deshalb schlug er auch gleich mal vor, seine Bücher für 99 Cent im Internet anzubieten – und musste erst von Jürgen Boos darauf hingewiesen werden, dass ja nicht nur er als Autor, sondern auch die Verlagsangestellten vom Gewinn bezahlt werden wollten: „Von ihren Büchern leben viele Menschen!“ Einig waren sich beide darin, dass immer mehr Menschen Autoren werden wollen – und werden: „So viele Menschen erheben heute ihre Stimme – und niemand hört mehr zu“, scherzte Coelho.

Die Geschichten sind stets gleich

Das „Storytelling“, das Geschichtenerzählen, könne heute viele Formen annehmen, sagte Jürgen Boos – als Buch, als E-Book, als Film. Letztlich seien alle Geschichten Varianten der immergleichen Themen, betonte Paulo Coelho: „Es kann um zwei Menschen gehen, eine Liebesgeschichte. Oder um eine Dreiecksgeschichte. Der Kampf um die Macht – oder eine Reise, wie in der Odyssee.“ Alle Autoren erzählten „wieder und wieder die gleiche Geschichte“ – nur eben auf je eigene Weise. Und daran werde sich auch in zwanzig Jahren kaum etwas geändert haben. Eine Weisheit, die wie jede gute Zukunftsprognose sicher zutrifft.