Lenny Kravitz verbringt nur ein paar Monate im Jahr in Paris, er besitzt ja auch noch Anwesen in Brasilien, Miami und auf den Bahamas. Mit Pilotensonnenbrille, schwarzer Lederhose und einem Muskelshirt, das den Blick auf die muskulöse Brust freilegt und bemerkenswert dicken Stiefeln ist Kravitz einer der letzten Rockstars, die noch wie ein Rockstar aussehen.

Doch seine größten Songs, die scheint Lenny Kravitz wohl zu Anfang seiner großen, nun 25 Jahre währenden Weltkarriere geschrieben zu haben. „Let love Rule“, „Are you gonna go my Way“, „It ain’t over (‘til it’s over)” – solche Kracher sucht man auf seinem gerade erschienenen neuen Album „Strut” vergebens. Lenny Kravitz, Ende Mai 50 geworden, kommt (obwohl er immer noch knackig aussieht) jetzt so langsam in das Alter, in dem sie einem die Lebenswerk-Preise verleihen. Der Radiosender SWR3 hat damit schon einmal angefangen und Kravitz den „Pioneer-of-Rock“-Preis überreicht – im Vorjahr erhielten den die Toten Hosen und davor die Scorpions.

Sein neues Album „Strut“ sei eigentlich gar nicht geplant gewesen. „Die Songs kamen einfach zu mir“, behauptet Kravitz, während er gerade „Catching Fire“ drehte, also den zweiten Teil der „Panem“-Trilogie. Nachts seien ihm die Ideen gekommen, er habe also gearbeitet wie ein Stier. Seine Einschätzung, „Strut“ sei voller Energie, Rock’n’Roll und roher Songs, stimmt anders als Kravitz das meint. Interessant wird es nämlich nur selten, etwa wenn er auf der Single „The Chamber“ (einem Trennungs- und Liebeskummer-Song übrigens) mit ungewohnt poppigem Groove überrascht.

Ansonsten gibt es, was seine Fans die Menschen von Kravitz erwarten kann: Songs zu Verführungsszenen, Songs über „Sex“, wie gleich der erste betitelt ist. Und die Melodien, die da zu Kravitz gekommen sind, die hätten ein wenig Bearbeitung noch gut vertragen können.