Kleve. Die Region an Rhein und Ruhr steht vor einer spannenden Ausstellungssaison: Der Bogen reicht von Schätzen der Klassischen Moderne bis zum Ahnherrn des Comicstrips – so zeigt die Ludwiggalerie in Oberhausen das Beste aus 150 Jahren Comicgeschichte.
Es wird der Herbst der Klassischen Moderne in den Museen der Region, und das nicht nur, weil sich das Essener Folkwang mit „Monet, Gauguin, van Gogh … Inspiration Japan“ einem immer noch faszinierenden Phänomen widmet: Wie die in Paris grassierende Japan-Mode in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch die Kunst beeinflusste (27. September - 18. Januar). Die Kunstsammlung NRW am Düsseldorfer Grabbeplatz folgt derweil einer anderen Spur: „Nach Ägypten! Die Reisen von Max Slevogt und Paul Klee“. Slevogt erlebte 1914 bei einer „Mal-Expedition“ von Alexandria bis Assuan einen Schaffensrausch, Paul Klee, der um diese Zeit ja seine berühmte Tunis-Reise absolvierte, suchte dann zur Jahreswende 1928/29 nach Inspirationen in Ägypten (6. September - 4. Januar).
Passend dazu zeigt das Osthaus Museum Hagen Künstlerpostkarten von Expressionisten: „Kirchner, Schmidt-Rottluff, Heckel und Pechstein lassen grüßen !“(24. August - 2. November). Nebenan im Schumacher-Museumgibt es Henri de Toulouse-Lautrec als „Meister der Linie“ (31. August - 25. Januar).
Und das Wuppertaler von der Heydt-Museum serviert einmal mehr mit „Pissarro – Vater des Impressionismus“ ein Sahneschnittchen der Malerei, die Überblicksschau mit 170 Werken zeigt auch, wie reich die Sammlung des Hauses ist (14. Oktober – 22. Februar).
Marc und Macke waren nicht die einzigen Künstler, die sich einem allzu menschlichem Thema gewidmet haben, und wer es genauer wissen will, wird im Dortmunder U-Turm durch das Ostwall-Museum schlauer: Die „Arche Noah“ birgt „Über Tier und Mensch in der Kunst“ (15. November - 12. April).
Das Duisburger Lehmbruck Museum widmet sich dagegen einem Thema, das bei seinem Namenspatron fast auf der Hand liegt: „Zeichen gegen den Krieg“ wird „Antikriegsplastik von Lehmbruck bis heute“ bieten (11. September bis 7. Dezember). Gregor Schneiders Installation für die Ruhrtriennale wiederum, die ja im Lehmbruck abgesagt wurde, ist nun ins Kunstmuseum Bochum verlegt, statt „totlast“ heißt es nun „Kunstmuseum“ (29. August - 12. Oktober).
Im Kölner Wallraf-Richartz-Museum wird es kirchlich, man bestaunt „Die Kathedrale“ in 180 Meisterwerken von Caspar David Friedrich bis Andreas Gursky.
Das niederrheinische Museum Schloss Moyland wiederum stellt Holzschnitte zwischen Jugendstil und Expressionismus vor – mit den „Wegen zu Gabriele Münter und Käthe Kollwitz“ auch solche von Künstlerinnen, die heute vergessen sind (7. September - 30. November).
Freunde der Fotografie wird es im Herbst vermutlich ins Duisburger Museum Küppersmühle ziehen, das in einer Doppelausstellung zwei der besten deutschen Presse-Nachkriegslichtbildner versammelt, die eine von der „Frankfurter Allgemeinen“, der andere vom „Stern“: „Barbara Klemm/Stefan Moses“ zeigt jeweils 200 Arbeiten von beiden (24. Oktober - Januar 2015).
Überwiegend heiter wird es dagegen in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen zugehen: „Streich auf Streich“ lässt „150 Jahre deutschsprachige Comics seit Max und Moritz“ Revue passieren (14. September - 18. Januar).
Interessante Einzelausstellungen bieten diesmal das Bottroper Josef Albers Museum Quadrat mit 140 „Zeichnungen und Skulpturen“ des US-amerikanischen Künstlers Fred Sandback (1943-2003) in einer Retrospektive (23. November - 15.Februar) sowie das niederrheinische Museum Kurhaus , wo der junge Bildhauer und Installationskünstler (Jahrgang 1979) den Begriff der Skulptur noch einmal erweitern wird (28. September - 25. Januar). Ähnlich heiter, wenn auch auf vergleichsweise hintergründigere Art dürfte es dann auch noch im Museum Folkwang werden. Dort werden unter dem Titel „Du kommst auch noch in Mode“ Plakate von Martin Kippenberger zu sehen sein (18. Oktober - 18. Januar).
Zehn der zwanzig Ruhrkunstmuseen zeigen von September bis November das gemeinsame Ausstellungsprojekt „RuhrKunstSzene“ ein Panorama aktueller Kunst im Ruhrgebiet. Es gibt Malerei, Skulptur, Fotografie, Neue Medien, Installation und Performance in 50 verschiedenen Positionen.
Die Ausstellungen sollen „den Blick schärfen für die außerordentliche Vielfalt künstlerischer Auseinandersetzungen, die sich auf die Region, ihre künstlerische Tradition und Identität beziehen“, so die Museen. Für eine Rundtour mit dem Bus dürfte das leider schon zu viel sein. Aber aufschlussreich allemal.