Düsseldorf. . Telefonlawine im Büro von Marc d’Avoine in Düsseldorf. Ansprüche können aber noch nicht beziffert werden. In den Fokus der Ermittler rückt offenbar die „State Of The Art“ AG, die eng mit Achenbach verbunden ist, deren Aktionäre sorgfältig verschleiert werden und die Renditen in Kunstwerken auszahlt.

Nach dem Insolvenzantrag dreier Unternehmen des inhaftierten Düsseldorfer Kunstberaters Helge Achenbach melden sich immer mehr Gläubiger. Sein Büro sei von einer Telefonlawine überrollt worden, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Marc d’Avoine am Mittwoch in Düsseldorf. „Eine Handvoll Vermieter und eine Handvoll anderer Gläubiger“ sei bisher zusammengekommen. Deren Anspruch könne aber noch nicht beziffert werden.

Vor einer Woche hatten drei Unternehmen der Achenbach-Gruppe Insolvenz angemeldet. Er selbst ist seit Juni in Untersuchungshaft. Ihm wird vorgeworfen, Kunstwerke und Oldtimer mit verdeckten Preisaufschlägen und gefälschten Rechnungen an den Aldi-Erben Berthold Albrecht weiterverkauft zu haben.

Aktionäre sind nirgendwo registriert

Laut Strafanzeige wurde ein Großteil der Geschäfte über die eng mit Achenbach verbundene Düsseldorfer „State Of The Art“ AG abgewickelt. Diese Aktiengesellschaft rückt nun offenbar in den Fokus der Ermittler. Aus Düsseldorfer Kunstkreisen verlautet, dass zum Eigentümerkreis der Gesellschaft auch illustre Düsseldorfer Persönlichkeiten wie Unternehmensberater und Privatbank-Vorstände gehören. Ob diese Aktionäre ebenfalls von Achenbach betrogen wurden oder Mitwisser der Machenschaften Achenbachs sind, ist bisher nicht geklärt. Unklar ist auch, ob Achenbach über die „State of The Art AG“ den Ankauf der Werke für Albrecht vorfinanzierte.

Auch interessant

Ungewöhnlich ist für Insider die aufwendige Struktur der „State Of The Art AG“. Mit der nicht börsennotierten AG, deren Aktionäre Inhaberaktien halten, lassen sich die Eigentumsverhältnisse gegenüber Außenstehenden leicht verbergen, denn diese Aktionäre sind – im Gegensatz zu Namensaktien – nirgendwo registriert. Warum, fragen sich nun Beobachter, wurde so viel Aufwand betrieben, um die Mitglieder eines Klubs von Kunstinteressierten vor der Öffentlichkeit zu schützen?

Kunstwerke als Rendite

Auch die Jahresabschlüsse der „State Of The Art AG“ werfen Fragen auf. Ungewöhnlich auch hier: Gewinne und die Rendite auf Genussscheine (als Sicherheit diente den Investoren eine Immendorff-Skulptur) werden nicht in Geld, sondern etwa über Kunstwerke und Verzehrgutscheine des Szenerestaurants „Monkey’s Island“ ausgeschüttet. Die Vermögenswerte der AG wurden zuvor von einem Kunstexperten bewertet: Helge Achenbach.

Die mit der Verdunklungs- und Fluchtgefahr begründete ungewöhnlich lange Untersuchungshaft ist angesichts eines pikanten Details nachvollziehbar; nur eine Woche vor seiner Verhaftung wurde Achenbach aus dem Handelsregister als Vorstand der State Of The Art AG gelöscht. Zufall?