Bayreuth. Das Bayreuther Festspiel-Ensemble darf man als die Nationalmannschaft des deutschen Musiktheaters bezeichnen. Die besten Sänger und Musiker verbringen ihre Ferien auf dem Grünen Hügel. Das tun sie aus Begeisterung, die Musik Richard Wagners am Originalschauplatz in höchster Qualität aufzuführen.

Der Hagener Bassbariton Rainer Zaun und der Hagener Solotrompeter Andreas Sichler sind seit vielen Jahren Mitglieder im Festspiel-Team. Im Gespräch verraten sie, warum Bayreuth  sie so fasziniert.

Rainer Zaun: "Ich bin ein Teil des Ganzen, es ist schön, dabei zu sein. In Hagen singe ich die großen Hauptrollen,  und in Bayreuth habe ich kleinere Partien, das ist eine gute Mischung. Lukas Podolski war  jetzt bei der WM nur eine Halbzeit dabei und ist trotzdem Teil des Weltmeister-Teams, hat diesen Titel mit ermöglicht und freut sich entsprechend. Und so geht es mir ebenfalls."

Andreas Sichler sitzt  im 24. Jahr im berühmten Bayreuther Orchestergraben. "Wagner war ein Ausnahmekomponist. Seine Musik ist für Trompeter immer interessant, weil wir gut zu tun haben und es viele schöne Stellen gibt. Erst seit der Romantik schreiben die Komponisten den Trompeten ja auch Melodien zu und nicht nur Farben wie bei Mozart, das hängt mit der Erfindung der Ventile zusammen."

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In der Praxis unterscheidet sich die Arbeit in Bayreuth sehr vom Alltag in einem normalen Theater. "Das Singen ist hier grundsätzlich ein bisschen schwieriger, weil die akustischen Verhältnisse auf der Bühne ganz anders sind als im Zuschauerrraum. Man hört als Sänger wenig vom Orchester, deshalb kommt man gerne ins Brüllen, was man ja gar nicht muss. Man muss also gut auf den Dirigenten achten", schildert Zaun. "Mystischer Abgrund", so nannte Richard Wagner den von ihm erfundenen Orchestergraben mit dem Schalldeckel.  "Wir Blechbläser sitzen ganz tief unten im Graben. Wir hören also wenig von den Sängern. Praktisch hat das zum Beispiel zur Folge, dass man Leerzeiten richtig auszählen muss, um die Einsätze nicht zu verpassen", lässt Andreas Sichler hinter die Kulissen blicken.  Spieltechnisch ist Bayreuth eine Herausforderung, die Sichler genießt, denn die Trompeten dürfen richtig Gas geben. "Ich spiele hier mit einem größeren Mundstück mit größerer Bohrung, damit mehr Klangvolumen rauskommt." Das Klangwunder Bayreuth  begeistert den Solotrompeter bei jeder Vorstellung aufs Neue.  Allerdings kann es im Graben geradezu berüchtigt heiß werden. Sichler: "Wir dürfen in leichter Sommerkleidung spielen, weil man uns nicht sieht. Auch die Dirigenten kommen mitunter in Shorts und ziehen sich den schwarzen Anzug erst an, um den Applaus auf der Bühne entgegen zu nehmen."

Rainer Zaun wirkt als Solist  im "Lohengrin" mit und im "Tannhäuser". Er singt den Reinmar von Zweter, einen der Minnesänger. "Ich bin für die Frömmigkeit zuständig und halte die ganze Zeit eine schwere Bibel im Arm und der Venus ins Gesicht."

Das Hagener Publikum feiert den Bassbariton für seine Gestaltung der  großen und schweren Partien. "Das ist natürlich eine ganz andere Verantwortung", resümiert Zaun. "Aber in Bayreuth hinterlässt man mit den Liveübertragungen im Radio, den DVD-Produktionen und den Liveübertragungen im Kino auch Spuren in der Opernwelt. Man ist nur ein kleines Rädchen in einem  Weltklasse-Ereignis, aber man erreicht doch einen gewissen Bekanntheitsgrad."

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Die  Wagner-"Nationalmannschaft" setzt sich aus Musikern und Sängern zusammen, die an ihren Heimathäusern alle zum ersten Fach gehören. Selbst die Mitglieder der Pausenmusik, die auf dem Balkon des Festspielhauses  mit ihren Fanfaren jeweils den Beginn eines neuen Aktes ankündigen, sind von Haus aus Solotrompeter oder  Soloposaunisten. Man wird übrigens ins Festspielorchester eingeladen; bewerben kann man sich nicht. Diese Auswahl macht das Ensemble so gut und sorgt gleichzeitig dafür, dass eine  Spielzeit auf dem Grünen Hügel zum Familientreffen der Besten wird. Das wiederum hat Folgen für die Arbeit daheim. Andreas Sichler: "Nach Bayreuth bin ich fit für Hagen, weil man jeden Tag übt und durch den Austausch mit den Kollegen immer etwas lernt." Rainer Zaun ergänzt: "Die Arbeit hier inspiriert für die Arbeit an der ,Heimatfront' und umgekehrt. Das ist das Schöne, dass das Eine das Andere befruchtet. Und da ich nicht den Wotan singe, ist es auch relativ erholsam."

Stichwort Wagner live im Kino: Der "Tannhäuser" wird am 12. August live in zahlreichen internationalen Kinos ausgestrahlt, darunter auch in südwestfälischen  Filmtheatern. Das Arnsberger Residenz-Kinocenter zeigt die Übertragung ab 15.45  Uhr im Rahmen des Arnsberger Kunstsommers. Rainer Zaun und Andreas Sichler werden  in der Pause live aus Bayreuth zugeschaltet und  berichten exklusiv  von ihrer Arbeit auf dem Grünen Hügel. Internet: www.kunstsommer-arnsberg.de