München/Berlin. Neues im Fall Gurlitt: Bei der Auflösung der Wohnung des vor drei Monaten verstorbenen Sammlers sind bislang nicht bekannte Kunstwerke aufgetaucht. Die Werke wurden bei der Durchsuchung durch die Staatsanwaltschaft im Jahr 2012 offenbar übersehen. Jetzt sollen Experten die Werke begutachten.

Bei der Auflösung von Cornelius Gurlitts Schwabinger Wohnung sind weitere Kunstwerke gefunden worden. Knapp drei Monate nach dem Tod des Münchner Kunstsammlers stießen Beamte bei der Sicherung des Nachlasses auf bislang nicht bekannte Kunstwerke - darunter zwei Skulpturen, die von Edgar Degas und Auguste Rodin stammen könnten. Das teilte die Taskforce Schwabinger Kunstfund am Donnerstag in Berlin mit. Die Werke, die damals nicht von der Staatsanwaltschaft Augsburg beschlagnahmt wurden, sollen jetzt von Experten begutachtet werden. Außerdem will die Taskforce sie in die Online-Plattform Lostart einstellen.

Die Kunstwerke waren nach Taskforce-Angaben zunächst dem Amtsgericht München als zuständigem Nachlassgericht übergeben worden. Das Gericht habe sich dann an die Taskforce gewandt, um auch die "kleine Anzahl weiterer Kunstwerke", bei denen es sich um ein Bild und ansonsten um Plastiken handelt, auf ihre Herkunft zu überprüfen.

Was geschieht mit dem Erbe?

"Wir bedanken uns für das große Vertrauen, dass uns durch die Überlassung dieser weiteren Kunstwerke entgegengebracht wird", sagte Taskforce-Leiterin Ingeborg Berggreen-Merkel. "Diesem Vertrauen, das uns in unseren bisherigen Arbeiten bestärkt, wollen wir im Interesse der Opfer des NS-Kunstraubes wie auch der Erben von Cornelius Gurlitt durch weiterhin sorgfältige Recherchearbeiten und eine transparente Darstellung des neuen Fundes gerecht werden." Bayerns Justizminister Winfried Bausback (CSU) nannte es "eine gute Nachricht", dass auch die neu entdeckten Werke einer Provenienzrecherche unterzogen werden.

Die Staatsanwaltschaft hatte insgesamt 1280 Kunstwerke am 28. Februar 2012 wegen des Verdachts auf ein Steuer- und Vermögensdelikt in Gurlitts Münchner Wohnung beschlagnahmt und danach unter Verschluss gehalten. Hunderte Werke stehen nach Auffassung der Taskforce "Schwabinger Kunstfund" im Verdacht, Nazi-Raubkunst zu sein.

Cornelius Gurlitt war der Sohn von Hildebrand Gurlitt, der als einer von vier Kunsthändlern Adolf Hitlers für das NS-Regime mit Kunst handelte. Er starb am 6. Mai im Alter von 81 Jahren und setzte das Kunstmuseum Bern als Alleinerben ein. Das Museum hat allerdings noch nicht entschieden, ob es das Erbe antreten will. (dpa)