Frankfurt/Main. . Sie leben vom Leben der Anderen. Doch so verhasst Prominenten die lauerenden Fotografen sind, so wenig könnte mancher von ihnen ohne Blitzlicht-Eskorte oben bleiben. Eine Ausstellung in der Schirn Kunsthalle in Frankfurt erzählt von Paparazzi und ihren liebsten Motiven: schwierigen Stars.

Im Eingangsbereich der Frankfurter Schirn werden Roboter zudringlich. Sie greifen mit kreisenden Armen nach allen, die eintreten. Kinder kichern, haben aber Respekt, alte Menschen Angst, der Rest ist nicht sonderlich amüsiert. Da kann es ja nur noch besser werden. Ein Irrtum!

George W. Bush ist ratlos angesichts der Geheimnisse eines Zauberwürfels, nur selten sah man so deutlich die begrenzten geistigen Eigenschaften des einstigen Kriegsherrn. Britney Spears klappt beim Aussteigen aus der Limousine ihre Beine so weit auseinander, dass der Fantasie kein Raum mehr bleibt. Prinzessin Di zeigt dem Gatten Charles den Stinkefinger, weil er die derbe Camilla ihr vorzieht. Und die Queen hat ihr Höschen heruntergelassen und verrichtet ihr Geschäft, wobei sie sich in ein Hochglanzmagazin vertieft. Lauter Zumutungen.

Prominenten auf der Spur

Paparazzi sind Zeitgenossen, die mit ihren Kameras Prominenten auf der Spur bleiben, um einen einzigartigen Schuss zu setzen. Sie wollen die Momente, in denen eine Person sich unbeobachtet fühlt, das Gesicht sich leert, ihr Lächeln wegsackt in einen höhnischen Gesichtsausdruck oder Einsamkeit in ihren Augen aufblinkt.

Auch erotische Gesten und angedeutete sexuelle Handlungen sind bei den Voyeuren gern gesehen. Damit gehen sie aber auch ein hohes Risiko ein. Super-Paparazzo Ron Galella etwa begleitete seinen Lieblingsstar Marlon Brando in den Siebzigern mit Helm- und Mundschutz und in Lederjacke, nachdem er von ihm mehrfach vermöbelt worden war.

Gestellte und nachgestellte Promis

Zugleich schufen Paparazzi Fotos, die aus künstlerischer Perspektive betrachtet großartig sind, etwa Paul J. Richards. Er fotografierte Lady Di beim Baden im Meer, Gischt aus den Wellen, aber nur im Hintergrund malerisch unscharf. Ein schlanker Körper im roten Bikini pflügt durchs Wasser, vital, konzentriert und wie auf der Flucht. Ein symbolisches Bild.

In drei Abteilungen zeigt die Schirn das Paparrazi-Tun, die erste ist womöglich die verrückteste. Es ist unglaublich, was Menschen für Geld zu tun bereit sind. Sie belauern in unwürdiger und anstrengender Weise ihre Objekte, lassen sich von deren Häschern hetzen und fühlen sich riesig, wenn es ihnen gelingt, fette Beute zu machen. Die zweite Abteilung dokumentiert Reaktionen pampiger Stars. Im dritten Teil geht es um Kunst. Die Queen auf dem Klo ist nämlich gestellt. Die Künstlerin Alison Jackson fabriziert sie, indem sie mit Promi-Doppelgängern arbeitet: dreist, aber mit hohem ästhetischen Anspruch. David Beckham grillt in der Küche, in der Gattin Victoria in High Heels an der Spüle kokettiert, Fischstäbchen auf einem Blech.

In der Schirn Kunsthalle, Frankfurt am Main, Römerberg, läuft die Schau „Paparazzi! Fotografen, Stars und Künstler“ noch bis zum 12. Oktober. Tel. 069/29 98 820, www.schirn.de; Zeiten: Di, Fr, Sa, So 10-19, Mi, Do 10-22 Uhr. Das Begleitheft in englischer Sprache kostet 45 €, das schmalere auf Deutsch 7,50 €