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Nicht nur die Musikwelt trauert um den Dirigenten Lorin Maazel, der am Sonntag im Alter von 84 Jahren in den USA starb. Auch der FC Bayern München publizierte einen Nachruf. „Die Musik hat einen ihrer größten Stars, der FC Bayern einen Freund verloren“, so Karl-Heinz Rummenigge. 2013 hatte Maazel vor dem Champions-League-Finale gegen den BVB als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker die Vereinshymne vertont. Die Bayern gewannen.

Der amerikanische Maestro verbarrikadierte sich nicht im Elfenbeinturm der Klassik. Mit Andrea Bocelli veröffentliche er 2002 das Album „Sentimento“, das sich rund 3,5 Millionen mal verkaufte. Bereits 1988 erhielt er als erster Klassikkünstler Platin.

Maazel war ein Maestro der Rekorde. Wieland Wagner holte ihn 1960 nach Bayreuth, als ersten Amerikaner und jüngsten Dirigenten auf dem Grünen Hügel. Kein anderer Nicht-Österreicher hat derart oft das Wiener Neujahrskonzert dirigiert, insgesamt elfmal. 1988 erklangen in London alle neun Beethovensinfonien an einem Tag unter seiner Stabführung. Und: Maazel galt als teuerster Kapellmeister der Branche. Kein Wunder also, dass er oft in der Kritik stand. Man vermisste die Seele in seinen Interpretationen. Man missgönnte ihm den Erfolg. Besonders bitter traf es Maazel, dass die Berliner Philharmoniker ihn 1989 nicht zum Nachfolger Karajans wählten. Doch in München, wo er von 1993 bis 2002 Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks leitete, kam er jüngst zu neuen Retter-Ehren. Die Münchner Philharmoniker waren nach ihrem Bruch mit Christian Thielemann am Ende. Maazel sollte mit dem Glanz seines Namens die Reputation des Orchesters aufpolieren.

Alle Kritiker übersahen eines: Maazel war kein mythischer Schaumschläger am Taktstock. Der Vielbegabte absolvierte seine Lehrjahre als Geiger im Orchester. Daher verfügte er über eine sensationelle Schlagtechnik – was ihm leider oft als Arroganz ausgelegt wurde.