Hamm. . Am Sonntag wird der nach 12 Jahren renovierte Hindu-Tempel mit Prozessionen gefeiert. Mit seinen nunmehr bunt gestalteten Türmen und der Fassade in rot-weißen Längsstreifen ist der Hammer Hindu-Tempel ein Leuchtturm in der Tristesse der Industriearchitektur ringsum.
Einzigartig in Europa und ein exotischer Farbtupfer am Rande des Ruhrgebiets: Mit seinen nunmehr bunt gestalteten Türmen und der Fassade in rot-weißen Längsstreifen ist der Hammer Hindu-Tempel ein Leuchtturm in der Tristesse der Industriearchitektur ringsum. Ein Gotteshaus mitten im Gewerbegebiet Hamm-Uentrop, wo die betongrauen Kühltürme des Kraftwerks „Westfalen“ im Hintergrund aufragen – ein kaum zu übertreffender Kontrast zu den schrill leuchtenden Farben der neu gestalteten Tempeltürme.
Maler aus Indien eingeflogen
Genau zwölf Jahre nach seiner Einweihung 2002 ist der Tempel nun saniert worden, die Götterfiguren und Ornamente an den Tempeltürmen wurden erstmals bunt bemalt. „Weltweit werden die Hindu-Tempel alle zwölf Jahre restauriert, da die Farben im Außenbereich nach einem solchen Zeitraum in der Regel durch die Witterung verblasst sind“, erklärt der Hammer Architekt Heinz-Rainer Eichhorst, der Bauleiter am Tempel. Die Figuren und Ornamente an den beiden Tempeltürmen haben fünf Kunsthandwerker, die aus Indien eingeflogen wurden, mit Acryllack bemalt – der leuchtet besser. Weiße Planen rund um das Gerüst schützten die Arbeiter und ihr Werk vor Sonne, Regen und Wind. Weder der Zementmörtel noch die Farben dürfen zu schnell trocknen oder nass werden.
An diesem Sonntag erwartet der Tempel, der der Hauptgöttin Sri Kamadchi Ampal geweiht ist, wieder mehr als zehntausend Hindus aus ganz Deutschland und dem benachbarten europäischen Ausland, sagt Ulrich Kroker, der den tamilischen Hindu-Tempel von deutscher Seite in einem Beirat unterstützt.
Die Initiative zum Bau eines tamilisch-hinduistischen Tempels in Hamm stammt von dem Priester Arumugam Paskaran, der als junger Mann ebenso wie tausende seiner tamilischen Landsleute in den 1980er Jahren vor dem Bürgerkrieg in seiner Heimat Sri Lanka floh. In einem Hammer Asylbewerberheim begann der Priester 1985 mit ersten hinduistischen Andachten. Die wachsende Anzahl seiner Anhänger zwang ihn zum Umzug in immer größere religiöse Räumlichkeiten.
Architekt mit Hilfe der Götter ausgewählt
1996 schließlich fasste Paskaran den Entschluss, dass ein richtiger Tempel die Provisorien ersetzen müsse. Aus einem Branchentelefonbuch wählte er blindlings – mit Hilfe der Götter, wie er sagt – einen Architekten aus. Es war der Hammer Heinz-Rainer Eichhorst. Der nahm die interessante Aufgabe an und reiste mit dem engagierten Priester nach Indien, um den dortigen Tempelbau zu studieren: „Ein Abenteuer!“.
Farbenfrohes Frühlingsfest Holi
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Zusammen mit indischen Bauleuten errichtet Eichhorst schließlich streng nach dem Vorbild des Kamakshi-Tempels im südindischen Kanchipuram den neuen Sri-Kamadchi-Ampal-Tempel in Hamm. Baukosten: zwei Millionen Euro, finanziert allein aus Spenden und Darlehen der Gläubigen.
Der ungewöhnliche Standort des hinduistischen Sakralbaus zwischen Baustoffhandel, Fleischfabrik und Kohlekraftwerk ergab sich aus dem Interesse der tamilischen Bauherren, ein Grundstück in der Nähe des Datteln-Hamm-Kanals zu erwerben. Dieses Gewässer nutzen die Hindus nämlich beim alljährlichen Tempelfest für ihre rituellen Waschungen. Der deutsche Kanal wird so zu einem heiligen Gewässer – wie der Ganges in Indien.
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