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Auf den ersten Blick würde man nicht vermuten, dass sich die norwegische Sängerin Rebekka Bakken, eigentlich eher im Jazz zu Hause, für den Kanon von Tom Waits interessiert. Tut sie aber. Und wie!

Die 43-Jährige hat sich sogar mit der Bigband des Hessischen Rundfunks zusammengetan, um sich dem „Poeten des Straßenstaubs“ auf ihre höchst eigenwillige Weise zu nähern. Die 16 Songs auf dem Album „Little Drop Of Poison“ (Universal Music) werden sich zwar in keiner Hitparade platzieren. Wer jedoch Freude hat an exzellenter Arrangeurskunst und an einer klaren, intensiven, wandlungsfähigen Frauenstimme, wird diesem musikalischen Experiment sicherlich mit großer Aufmerksamkeit lauschen.

Im Stil einer leicht angeschickerten Animierdame schlendert die Bakken durch die Waitssche Werkstatt. Bedient sich bei „Broken Bicycles“, um daraus eleganten Smooth-Jazz zu zaubern, lässt „Downtown“ lässig und bluesig grooven, macht aus dem Titelsong eine wunderbare raue Straßenkaterballade und aus „What’s He Building“ ein alptraumhaftes Hörspiel, erzählt von einem böse wispernden Kobold. Das von Jörg Achim Keller gesetzte Arrangement-Umfeld ist vom Feinsten: Die von erlesenen Bläsern dominierte Bigband spielt höchst flexibel auf, mal werden da nur die Schlagzeugfelle mit dem Besen gestreichelt, mal lässt das Ensemble es herrlich rumpeln. Wer Waits mag, wird sicherlich auch bei diesen ungewöhnlichen Interpretationen fündig. Und live ist es demnächst auch zu erleben: am 23.11. in der Essener Philharmonie.