Düsseldorf. . Am Samstagabend gab’s erst einen Shitstorm und schlechte Laune, Udo kam drei Stunden später als angekündigt. Dann schwebte der Ober-Paniker Helene-Fischer-like per Gondel in die Düsseldorfer Arena. Es folgten drei Stunden großes Show-Orchester - mit Otto, Max Herre, Peter Maffay, Clueso und Helge Schneider.
„In der Bunten Republik Deutschland ist kein Platz für die Farbe Braun!“ Nölen im Indikativ kann nur einer:Udo Lindenberg. Grandiose Zustimmung ist die Antwort der 45.000 Zuschauer in der ausverkauften Arena. Panik Party pur beim Auftaktkonzert der ersten Stadiontour Lindenbergs.
Auf der riesigen LED-Wand hinter der Bühne lösen sein Sturm samt schwerer See, greller Blitze und Getöse jenen Shitstorm ab, der wegen des verspäteten Konzertbeginns gerade noch durch die digitalen Welten brauste. Später entschuldigen sich Management und Lindenberg bei den Besuchern für das Missverständnis. Beim Zusatzkonzert am folgenden Sonntag klappte es auch mit diesen Erwartungen.
Nur drei Takte klingen an - und nach dem unglücklichen Beginn wandelt sich die Welt der Fans zur rockenden Bühne. Wie ein Schlachtschiff pflügt sich der Bug des „Rock Liners“ nach vorn. Käpt’n Udo schwebt Helene-Fischer-like via Gondel quer durch die Arena zur Bühne. Allerdings mit bedeckender Kleidung und mit seinen Markenzeichen Hut und Zigarre.
Es ist die Mischung aus „Mehr ist Mehr“, Kindergeburtstag mit schwebenden Ufos, Artistinnen, dem alten Bekannten Gerhard Gösebrecht und einem sättigendem Anteil für die erwachsenen Momente im Leben, die diesen Abend zu einem betörenden Ereignis werden lassen.
Nach drei Stunden Abflug im Raumanzug
Da ist Raum für freundliche Ironie, wenn die Nordlichtcombo Udo Lindenberg und Otto Waalkes mit ihrer Interpretation von „Der Greis ist heiß“ im Rolli die Stimmung aufhellen. Für erfrischend klare politische Statements stehen die Duette mit Max Herre „Bunte Republik Deutschland“ und Peter Maffay. Das leise stimmende Lied: „Wozu sind Kriege da“ stellt Lindenberg mit den „Düsseldorfer Kids on Stage“ vor. Sehr deutlich auch das Statement gegen Homophobie mit einem Kick gegen Wladimir Putin.
Auch interessant
Selbstverständlich singen auch die Besucher, wann immer ihnen das Herz aufgeht. Bei „Ich lieb’ dich überhaupt nicht mehr“ scheinen allerdings nur die Damen in den weißen Blusen textsicher zu sein. „Cello“ hingegen, das Lindenberg mit Clueso ins Mikrophon näselt, eignet sich hörbar gut für gemischte Chöre und Fan-Shirt-Träger jeden Alters. Helge Schneider taucht mit sichtbaren Spaß in den Backen für ein Saxophon-Zwischenspiel auf und entschwindet unprätentiös.
„Was stellt der denn jetzt schon die Bandmitglieder vor?“ sorgt sich ein Zuhörer, als die Panik-Orchestranten Zeit eingeräumt wird. Doch die Befürchtung, das Konzert sei nach 90 Minuten zu Ende ist unbegründet. Fühlen sich nach zwei Stunden in dem übertemperierten Stadion bereits Hingucken und Mitfeiern herausfordernd anstrengend an, setzt Udo ebenso locker wie schweißgebadet noch eine Stunde drauf. Es sind fast drei Stunden, die der gebürtige Gronauer in Atem hält. Erst dann schwebt er lyrisch im Raumanzug von dannen. Die Weltraumrakete entschwindet im Orbit, Pyrotechnik befunkelt das Finale Furioso.
PS: Furioso werden ab heute in Lindenberg gemessen.