Berlin. .

Was will die Welt von Deutschland? Welche Rolle soll das Land künftig in Konflikten spielen? Die Erwartungen sind gewachsen, das spürt auch das Goethe-Institut: Die Kulturbotschafter wollen jetzt ihren Einsatz in der Ukraine deutlich verstärken.

Die Deutschen und ihre Sprache sind in Osteuropa stark gefragt: 8000 Deutschlehrer unterrichten in der Ukraine fast eine Millionen Deutschschüler. Nach Russland und Polen gehört das derzeit so umstrittene Land damit zu den Staaten mit den meisten Deutschlernern weltweit. Das Goethe-Institut hat seit 21 Jahren eine Filiale in Kiew – mittlerweile gibt es Sprachzentren, Lesesäle und Kulturinitiativen im ganzen Land, darunter auch in den ost-ukrainischen Städten Charkiw und Donezk. Vor allem hier wollen die Kulturbotschafter sichtbarer werden: „Wir haben den Osten etwas vernachlässigt“, sagt Johannes Ebert, Generalsekretär des Instituts. Auf der annektierten Krim dagegen können sie nichts ausrichten: „Da kommen wir nicht rein.“

Das Goethe-Institut will Fortbildungen für ukrainische Kultur- und Bildungspolitiker anbieten und vor allem in der Ost-Ukraine Sprachprojekte – „weil Sprache die Leute zusammenbringt“. Die ukrainischen Partner wünschten sich von den Deutschen zudem Unterstützung bei der Darstellung der „neuen Ukraine“ im Ausland.

Nicht nur Außen- und Verteidigungspolitiker spüren die wachsenden Forderungen an die Deutschen, auch die Kulturbotschafter sind gefragt – und sind gar nicht einmal unfroh darüber: „Es wäre ein Fehler, die Verantwortung Deutschlands im Ausland allein auf sicherheits- oder wirtschaftspolitische Fragen zu beschränken“, sagt Institutspräsident Klaus-Dieter Lehmann.

In Russland dagegen stößt das Goethe-Institut auf zunehmenden Widerstand von staatlicher Seite: „Das Eis wird dünner“, sagt Ebert. Nichtstaatliche Organisationen, die mit ausländischen Initiativen zusammenarbeiten, gelten seit zwei Jahren offiziell als ausländische Agenten und müssen mit scharfen Kontrollen rechnen.