Essen. . Der neue Superstar des Jazz gab sein gefeiertes Debüt in der Essener Philharmonie: Alles, was aus Porters Kehle sprudelt, klingt reif und veredelt, Töne und Gefühle. Sein warmer, klarer Bariton kann Scat-Gesang genau so wie samtige Balladen. Dabei wollte der Sänger eigentlich Profi-Footballer werden.

Für jemanden von der Statur eines Gregory Porter wirkt selbst ein großer Konzert-Saal immer noch kuschelig und intim. „Wie im fremden Schlafzimmer“ fühlt sich der Kalifornier auch an diesem Abend in der Essener Philharmonie. Und 1900 Porter-Fans sitzen begeistert mit auf der Bettkante, um den neuen Superstar des Jazz zu feiern, der mit phänomenaler Stimme und umwerfender Präsenz derzeit so ziemlich jeden Saal zwischen Essen und Chicago zum Toben bringt.

Vielleicht liegt es daran, dass der 42-Jährige die Spielarten der Black Music von Jazz, Gospel, Soul sowie Rhythm und Blues so selbstverständlich vereint; dass er Songs zum Wiedererkennen und Gerne-noch-mal-hören schreibt, ohne sein Publikum musikalisch zu unterfordern. Was beim Live-Auftritt besonders deutlich wird, wenn er seinen vier exquisiten Musikern, allen voran Yosuke Sato am Saxophon, immer wieder Freiraum gibt, um aus dem Schatten des stimmgewaltigen Hünen herauszutreten.

Ode an das Ursprüngliche

Dazu kommt diese Stimme wie ein Barrique-Fass. Alles, was aus Porters Kehle sprudelt, klingt reif und veredelt, Töne und Gefühle. Sein warmer, klarer Bariton kann Scat-Gesang genau so wie samtige Balladen. Sanfte Intensität prägt dieses Kraftpaket von Mann, der Profi-Footballer werden wollte, bevor ihn eine Schulterverletzung dazu zwang, sein Lungenvolumen anderweitig einzusetzen.

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Heute pumpt sein großes Sportlerherz unter der weißen Anzugjacke, die er zur obligaten Kapuzen-Mützen-Kopfvermummung trägt, so viele Glückshormone durch die Blutbahn, dass Porter die Essener Philharmonie im Nu mit Liebe und Energie schwemmt:

Mit sanften Balladen wie „Hey Laura“, mit treibenden Songs wie „Free“, mit getragenen Liebesliedern wie „Wolfcry“, ganz pur zu Chip Crawfords eleganter Klavierbegleitung oder dem funkig-treibenden „Liquid Spirit“, Titelsong seines dritten, Grammy-veredelten Albums. Eine Ode an das Ursprüngliche, die frei fließenden Kräfte der Natur. Gregory Porter liefert den Treibstoff zum Seelenmotoraufladen.