Essen. .

Die Dinge sind nicht so. Da heißt diese CD, süße Schmetterlinge vorne drauf: „Liebe fünf“. Nur ist gar keine Liebe drin. Nicht das winzigste bisschen Zweierbeziehung auf einer Stunde zehn. Stattdessen Sätze wie: „Wir müssen grundsätzlich eine neue Ethik haben.“ Hey, soll das nicht Kabarett sein?

Die Veräppelungstaktik des Hagen Rether, sie hat ihn über vier Programme (richtig: alle hießen „Liebe“) zu einem der ganz Großen auf Deutschlands Kabarettbühnen gemacht. Warum die Dinge nicht so sind, sondern anders, warum wir alle ständig verschaukelt werden, davon erzählt der Essener in virtuos beherrschten Schattierungen des Staunens.

Ob unsere innere Rastlosigkeit oder die Verbrechen der Massentierhaltung oder die „neoliberale Mohrrübe“ falscher Aufstiegsversprechen – Rethers leicht vernuschelter Kommentar „Was’n los im Land?“ „Wo kommt der Druck her?“ spricht seinem Publikum hörbar aus der Seele. Wahnwitzige Bögen von politisch unkorrekten Einlassungen über die „Drecksnordkoreaner“ hin zu Fragen des Winterreifenwechsels zeigen Rether als kühlen Meister der Ratio. Seine Pointen schleichen auf Samtpfoten heran und offenbaren zugleich eine Warmherzigkeit, die vielleicht doch – Liebe ist. „Wählen musste. Wählen is wie Zähneputzen: Wenn du es nicht machst, wird’s braun. Das geht ruckzuck.“ So viel Fürsorge sind Deutschlands Bürger ja kaum noch gewohnt.