Rocky Beach/Oberhausen. Wie sich Deutschlands erfolgreichstes Kinder-Hörspiel zu einem wahren Live-Phänomen gemausert hat, das Arenen füllt: Oliver Rohrbeck, Andreas Fröhlich und Jens Wawrczeck gastierten mit ihrer dritten Live-Hörspieltour „Phonophobia – Sinfonie der Angst“ in Oberhausen.
Einem Außenstehenden ist das Phänomen „Die drei ???“ nur schwer begreiflich zu machen. Aber mal ehrlich: Wie viele Außenstehende gibt es bei den „drei ???“ überhaupt noch? 45 Millionen verkaufte Hörspiele, ganz zu schweigen von 16 Millionen Büchern… und kein Ende abzusehen. Niemand meckert: „Hey, das ist nur ein Kinderhörspiel“. Im Gegenteil, die drei Detektive aus Rocky Beach sind wahre Popstars, genau wie ihre Sprecher. Oliver Rohrbeck, Andreas Fröhlich und Jens Wawrczeck werden gefeiert, wie ihre ausverkaufte, dritte Live-Hörspieltour „Phonophobia – Sinfonie der Angst“ zeigt.
Man muss sich diesen Abend in der Arena Oberhausen als Treffen für Insider vorstellen, wenn auch für 10 000 (!) Insider. Vor den strengen Kennern der erfolgreichsten deutschen Hörspielserie stehen drei Herren, alle um die 50, im schwarzen Anzug, mit weißem Hemd, schwarzer Fliege – und mit ihren alterslosen Jungensstimmen. Und hier offenbart sich der Reiz eines solchen Live-Hörspiels: Die Zuschauer sehen auf der einen Ebene Rohrbeck, Fröhlich, Wawrczeck, aber auf der anderen Ebene hören sie Justus, Peter, Bob, die Helden ihrer Kindheit. Dieser Kontrast ist den drei Spitzbuben hinter ihren Mikrofonen durchaus bewusst, und sie spielen noch damit, etwa wenn sie zu Beginn ihres Abenteuers mit dem Heißluftballon abstürzen – und feststellen, wo sie sind: „Auf einem bewaldeten Felsplateau oberhalb der Canyons, genannt Oberhausen.“
Ausgeklügelte Kombination aus Vortragskunst und Schmierentheater
Die Notlandung wird sie in die geheimen Laboratorien des maliziösen Klangforschers Yamada (Stefan Krause) führen. Und von dort aus (Achtung: Riesen-Spoileralarm!) ins „Gespensterschloss“! Oha, jetzt schrillen bei fast allen Fans die Alarmsirenen, denn das „Gespensterschloss“ war das erste Buchabenteuer der Fragezeichen, wenn es bei den Hörspielen hingegen erst als Abenteuer Nummer elf und etwas verstümmelt erschien. Mittlerweile ist man bei 167 regulären Folgen angelangt, die letzte hieß „Die drei ??? und das blaue Biest“. Neue Folgen gibt es alle drei Monate, im Mai erscheint die nächste Folge „GPS-Gangster“.
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Das Darstellertrio bewältigt den Abend mit einer ausgeklügelten, spaßigen Kombination aus Vortragskunst und Schmierentheater. So fuchtelt Oliver Rohrbeck nach dem Ballonabsturz mit der Hand vor dem geschlossenen Mund hin- und her – während nebenan Jörg Klinkenberg die Geräusche einer Reisezahnbürste verblüffend echt nachmacht. Geräuschemacher Klinkenberg ist an diesem Abend das vierte Fragezeichen auf der Bühne. Er klappert mit Schuhen, knautscht Gummi, rasselt, knattert, trappelt, was das Zeug hält, alles im Dienst der Atmosphäre.
Das bestverkaufte Einschlafmittel der Republik
Natürlich leistet sich eine solche Arenashow auch Live-Musik und Multimedia-Unterstützung, deren Höhepunkt (Achtung: noch ein Spoiler!) in einer halsbrecherischen Seilbahnfahrt ins Tal gipfelt.
Das Publikum geht begeistert mit. Irgendwo zwischen zehn und 45 Jahre dürften die meisten sein. Sie haben die „drei ???“ aus ihrer Jugend mitgenommen, kommen heute oft mit ihren Kindern, die natürlich auch Fans sind. Und bei welcher Gelegenheit sie die Detektivgeschichten gehört haben? Nun, die „drei ???“ machen keinen Hehl daraus, dass sie das wohl bestverkaufte Einschlafmittel der Republik sind, sehr zum Ärger der Pharmaindustrie. Sie bauen es sogar in die Show ein, in der, Ups!, plötzlich ein Bösewicht von Felsen zerschmettert wird. „Moment, das gefällt mir nicht“, sagt Peter Shaw da, „bei den drei ??? darf es keine Toten geben! Weil man danach nicht einschlafen kann!“ Tja, was macht man da? Rückspulgeräusch des Kassettenrekorders und noch mal von vorn. Siehe da, jetzt hat sich der Schurke den Knöchel verstaucht. Denn die „drei ???“ sind immer auch ein Stück heile Welt, wenngleich ein sehr erfolgreiches.