Vom Zwitschern, Jauchzen und Tirilieren – wir stellen die schönsten Hits zur grünen Jahreszeit vor: Evergreens aus deutschem Liedgut und frisch Gepflücktes aus den Popmusik-Charts. Ein Überblick für alle, die den Frühling besingen möchten.

Himmelblau

Die Ruhr, die Wiesen und dann dieser Himmel: „Der Himmel ist blau, so blau, dein ganzes Leben liegt vor dir“ – mit dem wahrscheinlich blauäugigsten Stück der Bandgeschichte tragen uns „Die Ärzte“ locker über den letzten, rauschhaften Jogging-Kilometer. Zwar lügen sie uns punkrockig das Blaue vom Himmel, aber wie gern hören wir das: „Jetzt stehst du hier/ und du hörst nicht auf zu lachen./ Die Welt gehört dir. Der Rest deines Lebens beginnt.“ Also los – grüner wird’s nicht!

Alle Vögel sind schon da

Es gibt wenige deutsche Lieder von 1837, die auch Nana Mouskouri schätzt, dieses gehört dazu. Freilich erfordert es heute eine gewisse Großzügigkeit, diesen Lenz nicht mit Putin zu verwechseln: „Frühling will nun einmarschiern“. Autor war der Schöpfer des Deutschlandliedes. Glücklicherweise beschreibt er hier die Beteiligten sämtlich positiv (flink, froh, lustig), zumal sie singen, springen und scherzen. Das musste ja ein Frühlingslied für die Ewigkeit werden, sofern es dann noch Amseln gibt, Finken und Stare. Vorsicht: Die Meise flogen erst Spottdrosseln ins berühmteste deutsche Frühlingslied ein.

Start Me Up

Die Kartenpreise für die beiden deutschen Rolling-Stones-Konzerte (bis zu 300 Euro – und 130 Euro für den Stehplatz hinten!) können einen leicht nach Frühlingsluft schnappen lassen. Da legen wir doch lieber nochmal die Nummer auf, mit der so ein Stones-Gig für gewöhnlich beginnt: „Start Me Up“, möglichst in der Fassung vom ‘82er-Live-Album „Still Life“. Das ist Aufbruch, das geht in drei simplen Akkorden nach vorn und steht beim plötzlich ausbrechenden Vervielfältigungsdrang von Mensch und Natur eher auf dem Gas als auf der Bremse.

Here Comes The Sun

„Vom Eise befreit sind Strom und Bäche/Durch des Frühlings holden, belebenden Blick“, das war doch dieser Hit von John, Paul, Ringo und George... Ach nein, das war ja wohl doch der gute Goethe. Wie dem auch sei, die Beatles trafen mit den Zeilen „Little darling, it’s been a long cold lonely winter/ Little darling, it feels like years since it’s been here“ schon ganz schön jenes erlösende Gefühl des Aufbruchs in der Natur, das Johann Wolfgang in den alten, popmusiklosen Zeiten mit seinem „Osterspaziergang“ beschwor. Die Rückkehr des Lächelns auf die Gesichter, das Schmelzen des Eises. Man möchte sich George Harrisons Fazit anschließen: „It’s allright!“

Veronika, ...

Wer hätte sich in dieser lockenden Jahreszeit nicht schon unvorsichtig leicht bekleidet? Da wundert es kaum, dass einer Brustfellentzündung des werdenden Arztes Walter Jurmann (1903-1971) das schmissigstes aller Frühlingsliedchen zu verdanken ist. Jurmann musste wegen seiner Brust in Kur, setzte sich aus Langweile ans Klavier und kehrte nie wieder ans Stethoskop zurück. Sein „Veronika der Lenz ist da“ (Text Fritz Rotter) eines jener Kunststücke, bei denen man nur sieht, was man weiß. Die einen das Symbolische wachsenden Spargels, die anderen jene unverfängliche Alltags-Poesie unserer Urgroßeltern, die insofern den Schlager gebar, als sie „tralala“ auf „Großmama“ reimte.

LikeLikeLike

Der Keim großer Gefühle, so winzig kann er sein: Ein heimlicher Blick, ein leises Schlagen der Drums. Ein Geständnis, das Klavier kommt neugierig dazu. Dann platzt es heraus: „I like to see you!“ Die Schweizerin Sophie Hunger hat mit der jazzig-erdigen Nummer „LikeLikeLike“ einen fulminanten Taktgeber für Herzenssprünge aller Art geschrieben, der von Überwältigung und Heimlichkeit, von Zaudern und – schlichtem Glück erzählt. Was sich so geduldig, so hartnäckig ans Licht kämpft, wird lange blühen.

All I Wanna Do

Cooler kann man praktisch nicht in den Frühling gleiten als mit diesem herrlich hochgezogenen Steel-Gitarrenton am Anfang, im tuckernden Rhythmus eines alten Buick, von dem ja auch die Rede sein wird. Sheryl Crow klingt 4 Minuten lang tatsächlich so, als könne sie jeden verstehen, der endlich mal Spaß haben will, einmal im Leben und in dem guten Gefühl, dass die Party gerade erst losgegangen ist. Während die anderen in der Mittagspause ihre Autos polieren. Sollen sie doch!

Jungen Mädchen

Irgendwo spielt jemand diesen Song von Hund am Strand… Und ich so: Yeah! „Alle Jungen, alle Mädchen, zieht eure T-Shirts aus, yeah, yeah!“ Es wohl kaum einen geileren und zugleich kitschigeren Schrammelsong, der so sehr die Frühlingsgefühle hervorkitzelt und Liebe und Frieden verbreitet. Nebenbei ließ das Berliner Trio mit der besungenen Liebe auch noch die Pole schmelzen – was dann in Zeiten des Klimawandels vielleicht doch ein wenig zu überschwänglich erscheint. Yeah!