Essen. . Die kölsche Rockband BAP hat bei ihrem Auftritt in der Essener Lilchtburg den Stecker gezogen. Unplugged trat die Band um den Sänger Wolfgang Niedecken vor einem begeisterten Publikum auf. Altbekannte Songs erhielten als Akustikversion etwa einen countryesken Anstrich.
Musikalische Weltreise als Wohnzimmerkonzert: Niedecken & Co spielten in der Lichtburg Liebes- und andere Lieder aus beinahe vierzig Jahren – und zwar „unplugged“. Die Band war beglückt, dass alle so taten, als würden sie Kölsch verstehen.
Den Dom haben BAP in Kölle gelassen, aber sein Glockenspiel zum Konzert mitgebracht. Hells Bells? I wo! Nach seinem Schlaganfall 2011, Konzert-Zwangspause und Reha-Zeit haben ein bemerkenswert tiefenentspannter Wolfgang Niedecken und seine sechs fabelhaften Musiker den Stecker gezogen und musikalisch neue Zeiten eingeläutet. „Unplugged“ nutzt auch Niedecken die Gelegenheit, es im reiferen Rock’n’Roll-Alter noch einmal anders zu versuchen, „ohne vier Blondinen und alle Greatest Hits“, wie der 62-Jährige in der Essener Lichtburg flachst.
Für den BAP-Frontmann ist es vor allem ein Anlass, das Riesen-Repertoire noch mal zu sichten, zu sieben und alte Songs ein bisschen anders klingen zu lassen. In intim-akustischen Arrangements mit Geige, indischem Harmonium und Westerngitarre haben sich manche einen wunderbar wüstenstaubtrockenen Countrystyle zugelegt oder finden auf dem kunstvoll ausgerollten Gitarrenteppich zu neuer Spannkraft.
Ein Abend voller Liebeslieder
„Songs sinn Dröme, fremde Länder“ heißt es gleich im ersten Lied. Kölsch ist seit fast 40 Jahren seine Ausdrucksform, aber nicht der gesamte Liederinhalt. Niedecken holt die ganze Welt ins Wohnzimmer, wie er die Lichtburg nennt. Hier hat BAP 2008 das Album „Radio Pandora“ präsentiert. Hier hat Filmemacher Wim Wenders die BAP-Hommage „Viel passiert“ vorgestellt. Es wird ein Abend unter Freunden, eine mehr als dreistündige musikalische Reise.
BAP spielten in der Essener Lichtburg
Da „blöht“ der Oleander als Erinnerung an frühe Marokko-Momente und in „Noh Gulu“ kommt Niedeckens Uganda-Engagement zu Gehör. Eine persönliche Auswahl, kein Best of, die „ querjestriefte Frau“ tritt genauso in Erscheinung wie Rita, Lena, Magdalena. Ein Abend voller Liebeslieder, nicht nur für seinen „Schutzengel“, Ehefrau Tina. Es ist ein wenig Bilanz und auch Verbeugung vor „all die Aureblecke“ im Leben, kostbarer denn je. „Verdamp lang her“ klingt schon nach so vielen Seelenblessuren, dass es jede nostalgische Mitgrölseligkeit versagt.
„Tut weiter so, als ob Ihr mich versteht“, ruft Niedecken zum Abschied. Den Dom wird er in den nächsten Monaten selten sehen. Das Glockenspiel wird bis Herbst durch die Hallen der Republik getragen.