Die australische Sängerin hat soeben ihr zwölftes Studioalbum veröffentlicht: „Kiss Me Once“ heißt es und lockt mit Songs wie „ Sexy Love“ oder „Sexercixe“. Im Interview verrät Kylie Minogue, warum Leidenschaft der Anfang von allem ist.

„Kiss Me Once“ heißt das zwölfte Studioalbum von Superstar Kylie Minogue, auf dem sie von einem romantischen Duett mit Enrique Iglesias bis zum urbanen Dancesong mit Pharrell Williams ein breites Spektrum präsentiert. Pfeffer gibt das sexy Thema der Platte – es zieht sich wie ein roter Faden durch Songs wie „Sexy Love“, „Sexercise“ und „Les Sex“. Was es damit auf sich hat, hat die 45-jährige Australierin Katja Schwemmers verraten.

Kylie, wollen Sie Ihrem Publikum eine Lektion in Sachen Sex erteilen?

Kylie Minogue: Ich will eher Inspiration geben! Meine Platte ist natürlich primär für den Dancefloor gedacht. Aber man kann sie auch gut im Schlafzimmer hören!

Ist die Welt nicht schon versext genug?

Klar, dafür muss man nur mal das Radio anschalten – alles dreht sich um Sex! Aber hey, so ist es nicht erst seit „50 Shades Of Grey“ – das war schon immer so. Man muss sich nur mal in den Sechzigern und Siebzigern umgucken. Oder noch weiter zurückgehen: Wenn man sich klassische Malereien oder Opern anschaut, sind dort auch Sex, Romantik und Liebe die dominanten Themen. Das zieht sich durch alle Aspekte der Kunst. Der Ausgangspunkt ist aber immer Leidenschaft.

Wobei von Leidenschaft bei einer auf der Bühne masturbierenden Miley Cyrus wenig zu spüren ist!

Jeder kann sich aussuchen, ob er sich das ansieht oder nicht. Ich bin ein Fan von Miley. Sie passt sich nicht an die Erwartungen anderer Menschen an – das ist immer gut. Das ist sowieso das Wichtigste: Dass man das tut, was richtig für einen ist. Offensichtlich ist es so richtig für Miley. Und ich habe gefunden, was richtig für mich ist. Ich will nicht zu anstößig rüberkommen. Ich habe über meine ganze Karriere versucht, in diesem festgesteckten Rahmen zu bleiben. Aber klar, manchmal ist es wie bei einem Kind: Du musst dich verbrennen, damit du weißt, was zu viel für dich ist oder wo du nicht weit genug gegangen bist bei dem, was du in Liedern, Videos und Fotoshootings ausdrücken willst.

Im Song „Sexercize“ geben Sie Anweisungen wie „Bounce! Stretch! Hands in the air!“ Sind Sie so experimentierfreudig?

(lacht) Vermutlich werden die Leute das dahingehend interpretieren. Man kann so eine Sexercize aber auch gut im Gym machen, mit Dehnübungen auf einem Ball zum Beispiel. Auf jeden Fall ist meine Sexercize sehr langsam. Ich mag es nicht schnell. Langsame Bewegungen, das ist mein Ding. (räkelt sich und macht es vor)

Kommt es auf die Größe an?

Wenn es immer nur auf die Größe ankäme, hätte ich mich mit meinen 157 Zentimetern nicht so gut geschlagen. Es geht nicht darum, was du hast, sondern was du damit tust!

Sie sind seit Ende vergangenen Jahres wieder Single. Macht Sie das unglücklich?

Nicht wirklich. Ich habe Freundinnen, die geheiratet und das ganze Programm durchgezogen haben. Das macht auch nicht unbedingt eine glückliche Person aus dir. Eine Garantie gibt es nie. Auch dann können Gefühle kommen und gehen. Es ist traurig, dass es bei mir nicht geklappt hat. Aber ich denke an die schönen Erfahrungen zurück, die ich mit meinem Ex gemacht habe.

Die biologische Uhr tickt mit 45 Jahren aber trotzdem.

Und wenn schon. Einfach weitermachen, lautet meine Devise. Vielleicht adoptiere ich ja irgendwann Kinder.

In Ihrer neuen Single „Into The Blue“ singen Sie: „I paved the road that would one day leave me lonely.“ Ich ebnete den Weg für meine Einsamkeit. Haben Sie das Gefühl, Ihre Karriere ist schuld daran, dass Sie allein sind?

Definitiv! Für meine Karriere opfere ich einen Großteil meiner Zeit.

Aber das ist auch gefährlich, oder?

Ja, aber wenn ich mich verliebe, dann schaffe ich es, alles zu ändern. Ich entschlacke meinen Terminplan, ich schiebe Verpflichtungen hin und her, so dass es passt. Denn ich bin immer noch eine Romantikerin, die an die Liebe glaubt. Ich bin kein rücksichtsloser Workaholic! Ich bin nur ein Workaholic. (lacht) Aber ich wäre trotzdem in der Lage, Liebe und eine Beziehung zu haben. Wenn ich spüre, da tritt jemand in mein Leben, der es wert ist, dann mache ich das möglich.

Sie sollen bitterlich geweint haben, als Sie den Song „I Was Gonna Cancel“ mit Pharrell Williams aufgenommen haben. Hat Sie der „Happy“-Mann getröstet?

Da ist etwas sehr Menschliches an Pharrell, das zum Vorschein kam. Ich kann jetzt wirklich nicht behaupten, dass ich ihn wahnsinnig gut kenne. Aber er wirkt auf mich sehr bodenständig. Und er war süß. Wir haben viel über die Situation gesprochen. Das Schlimme war, dass ich gar nicht verbalisieren konnte, was genau mein Problem war. Das muss sehr verwirrend auf ihn gewirkt haben.

Und trotzdem ist ein Super-Song dabei rausgekommen!

Stimmt. Ich glaube, er war fast froh darüber, dass er dadurch sofort ein Thema für den Song hatte – ohne lange suchen zu müssen oder mich zu fragen, was denn gerade so in meinem Leben passiert. Er schrieb also „I Was Gonna Cancel“, weil ich an dem Tag am liebsten gar nicht ins Studio gekommen wäre. Natürlich wünschte ich, ich hätte diesen Moment nicht gehabt. Aber ein großes Bravo an ihn, dass dabei so ein cooler Song herausgekommen ist.

Derzeit sind Sie im britischen und australischen Fernsehen als Mentorin der Gesangs-Casting-Show „The Voice“ zu sehen. Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Audition?

Klar, das war im Schauspielbereich. Ich war 16. Ich habe zwar schon im Alter von elf Jahren vor der Kamera gestanden, aber damals war es ein Freund der Familie, der zufällig noch nach einem Mädchen suchte. Ich war viel zu jung, um zu wissen, was ich tat. Aber mit 16 war mir sehr viel mehr bewusst, dass ich die Rolle unbedingt wollte. Ich ging also zu dieser Audition für „The Henderson Kids“. Ich war so angezogen wie der zu besetzende Charakter. Ich habe meine Haare toupiert, mich aufgerüscht, vorgesprochen und bekam schließlich den Job.

Das klingt so einfach.

In dem konkreten Fall war es das auch. Aber ich habe später Vorsprechen gehabt, wo ich kläglich versagt habe. Ich bin wirklich nicht sehr gut in Castings. Ich werde zu nervös. Ich bin nur gut, wenn das rote Licht aufleuchtet und etwas wirklich passiert. Deshalb fühle ich immer mit den jungen Gesangstalenten. Ich weiß, was es heißt, ein Performer zu sein. Ich war immer in erster Linie Performer. Ich weiß, dass die Nerven Magisches geschehen lassen können oder dir einen Streich spielen. Ich habe schon des Öfteren schrecklich versagt, aber darüber möchte ich gar nicht nachdenken.

Vermutlich sind Sie aber trotzdem froh, dass Sie selbst nicht über eine Castingshow, sondern durch Ihre Rolle in der Seifenoper „Neighbours“ zur Musik kamen, oder?

Egal, ob man bei einer Castingshow mitmacht oder über die Schauspielerei ins Musikbiz kommt: Die erste Lektion, die man lernt, ist: Es wird so oder so hart werden. Mir wurde meine Karriere zwar sehr schnell gegeben, aber es war unglaublich schwer, mich selbst unter Beweis zu stellen und den Respekt der Leute zu ernten. Das hat lange gedauert. Es ist sicherlich etwas Anderes, wenn man nicht gleich auf die große Bühne gestoßen wird und erst mal im Kleinen anfangen kann. Aber egal wie, eine Karriere hat immer Herausforderungen und ist harte Arbeit.