Münster. .
„Der Bischof von Limburg wird nicht an der Frühjahrsversammlung hier in Münster teilnehmen.“ Es war exakt 15.18 Uhr am Montag, als Erzbischof Dr. Robert Zollitsch in seiner Funktion als Noch-Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz den etwa 200 Medienvertretern die ersehnte Klarheit gewähren konnte.
Vorausgegangen war ein tagelanges Rätselraten (und offenbar auch Ringen hinter den Kulissen), ob der päpstlich beurlaubte Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst nicht doch zur Versammlung und damit auch zur Wahl des neuen Vorsitzenden am Mittwoch kommen würde. Die kirchenjuristische Möglichkeit hätte er offenbar gehabt. „Erzbischof Zollitsch operiert noch an der Sache“, hatte sich am späten Montagmittag ein Sprecher der Bischofskonferenz vielsagend gegenüber unserer Zeitung geäußert und signalisiert, dass Tebartz-van Elst auch seine Bischofsbrüder bis zum letzten Moment im Unklaren gelassen hat. Limburg wird nun aber offiziell durch den Limburger Generalvikar Wolfgang Rösch vertreten, der wohl auch das Wahlrecht von Tebartz-van Elst kommissarisch übernommen hat.
65 Kardinäle, Bischöfe und Weihbischöfe werden jetzt gemeinsam mit dem Generalvikar am Mittwoch den Nachfolge-Vorsitz von Erzbischof Zollitsch wählen; ein Tagesordnungspunkt, der vorübergehend durch die „Causa Limburg“ fast in die zweite Reihe des Interesses gedrückt schien.
Für sechs Jahre gewählt
Dabei ist die Suche nach einem neuen Vorsitzenden der Bischofskonferenz für die kommenden sechs Jahre wirklich von elementarer Bedeutung für den deutschen Katholizismus. Von den 16 wählbaren Diözesanbischöfen komme praktisch jeder in Frage, hatte im Vorfeld der Versammlung der Sprecher des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, Theodor Bolzenius, erklärt und dadurch auch aufgezeigt, dass die Zollitsch-Nachfolge im Prinzip völlig offen ist. Erzbischof Zollitsch hat seinerseits einen kleinen Kunstgriff in die Bischofsbegegnung eingebaut: Am heutigen Dienstagvormittag soll ein mehrstündiger Meinungsaustausch stattfinden, der eigens dazu dienen soll, die Wählbarkeit möglicher Kandidaten untereinander auszuloten. Ganz nach dem so erfolgreichen Vorbild des letztjährigen „Vorkonklaves“ bei der schließlichen Wahl von Papst Franziskus. Wenngleich Erzbischof Zollitsch natürlich bescheiden betont, ein entsprechender Blick nach Rom sei in diesem Zusammenhang wohl doch etwas zu hoch gehängt.
Gleichwohl wird die Vorsitzendenwahl als eine überaus bedeutsame Weichenstellung für die Zukunft angesehen. Nicht zuletzt Papst Franziskus hat den weltweiten Gremien der Bischofsversammlungen eine größere Befugnis und Eigenverantwortlichkeit in Aussicht gestellt und damit eine gewisse Dezentralisierung weg von Rom initiiert. In einem Offenen Brief hat daher die katholische Laienorganisation „Wir sind Kirche“ die Deutsche Bischofskonferenz ermutigt, „ohne Denkverbote und ohne Angst vor Maßregelungen durch römische Behörden“ künftig ihre Arbeit zu verrichten.
Dialogbereitschaft erwartet
Christian Weisner, einer der leitenden Gestalter bei „Wir sind Kirche“, formulierte am Rande der Bischofskonferenz in Münster: „Der Geist von Franziskus ist leider bei unseren Bischöfen bislang viel zu wenig angekommen. Wir können nur beten, dass sich alles doch noch zum Positiven wendet.“ Im Sinne von „Wir sind Kirche“ geht es darum, die reformierten und die konservativen Kräfte innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz nachhaltig und erfolgreich zueinander zu führen. Und das wiederum wird eine der vorrangigen Aufgaben des neuen Vorsitzenden sein.
Auch der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, erwartet von der neuen Leitfigur unbedingte Dialogbereitschaft, integrative Fähigkeit und den Aufbau einer „hörenden Kirche“. Womit abermals Papst Franziskus herangeführt wird, der den Bischöfen dringend ans Herz gelegt hat, „nahe bei den Menschen zu sein“, auf ihre Sorgen und Nöte zu achten und nicht so sehr die Herrschaft im Amt als vielmehr das Element des Dienenden im Auge zu behalten.