Berlin.

Nach dem Eklat um ihre Dresdner Rede hat sich Büchnerpreisträgerin Sibylle Lewitscharoff für die Bezeichnung künstlich gezeugter Kinder als „Halbwesen“ entschuldigt. „Das tut mir wirklich leid“, sagte die Schriftstellerin am Freitag im ZDF-„Morgenmagazin“. Der Satz sei „zu scharf ausgefallen“. „Ich würde niemals ein Kind, das auf diese Weise zur Welt kam, als fragwürdigen Menschen bezeichnen.“ An ihrer grundsätzlichen Kritik halte sie aber fest: „Ich bin skeptisch gegenüber den modernen medizinischen Methoden. Man sollte stärker diskutieren und sich nicht damit befrieden, dass es diese Medizin gibt.“

Die Schriftstellerin hatte am Sonntag in Dresden mit einer Brandrede gegen künstliche Befruchtung für Empörung gesorgt. Lewitscharoff hatte in ihrer Rede, die Geburt und Tod zum Thema hatte, die Zeugung eines Kindes durch den Geschlechtsakt zwischen Mann und Frau als einzig akzeptablen Weg dargestellt und damit auch den Zorn von Schwulen und Lesben auf sich gezogen. Auch die Berliner Akademie der Künste reagierte schockiert; ihr Verlag distanzierte sich ebenfalls von dem Gesagten.

Ob Sibylle Lewitscharoff mit dem Fernsehinterview die Wogen geglättet hat? Noch am Donnerstag hatte sie der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ erzählt, dass sie die Äußerung von den „Halbwesen“ nicht zurücknehmen wolle – nachzulesen am Freitag. Sie vertrete eben ein „traditionelles Menschenbild, das stark aus dem Christentum kommt und den Menschen in seiner ganzen Unbehülflichkeit annimmt“, sagte sie in dem Interview. Ihrer Meinung nach gehe es zu weit, „wenn man so stark eingreift in Fragen der Fortpflanzung und auch des Todes.“

Sibylle Lewitscharoff kritisierte in der FAZ die „Selbstermächtigung der Frau“, für die der Mann „nur noch als Samenspender figuriert“. Gleichgeschlechtlichen Paaren beschied sie: „Vielleicht muss man sich damit bescheiden, dass mit einer Sexualität dieser Art das Kinderkriegen nicht einhergeht. Wenn das nicht akzeptiert wird, dann kann ich das nicht verstehen.“