Dresden. .

Sachsen muss sich nach der fristlosen Kündigung des designierten Semperoper-Intendanten Serge Dorny auf eine juristische Auseinandersetzung einstellen. Dorny will sich mit seinem Rechtsanwalt beraten. Er fühle sich durch die Erklärung von Kunstministerin Sabine von Schorlemer (parteilos) verletzt. „Ich möchte keine Leute verurteilen und beschuldigen. Ich verlange aber einen respektvollen Umgang“, sagte Dorny. Er hatte einen Vertrag mit ei­ner Laufzeit von fünf Jahren.

In ihrer Stellungnahme hatte von Schorlemer in ungewöhnlich deutlichen Worten auf angebliche Versäumnisse des Belgiers hingewiesen. Dorny habe ihm entgegengebrachtes Vertrauen in kürzester Zeit verspielt und den „Betriebsfrieden nach­haltig“ gestört. „Zu unserer großen Enttäuschung hat er den Erwartungen, die wir in ihn gesetzt hatten, nicht entsprochen.“

Dorny sah dagegen in einem Kompetenzstreit mit Dirigent Christian Thielemann den Grund. Er habe erst nach seiner Nominierung entdecken müssen, dass ihm laut Vertrag zustehende Kompetenzen auf die Position des Chefdirigenten entfielen, betonte er. Er sei aber als Intendant eines Drei-Sparten-Hauses verpflichtet worden und nicht für die Stelle des Operndirektors. Dorny gab an, die Kunstministerin von diesem Umstand unterrichtet und um eine Lösung des Problems ersucht zu haben – vergeblich.

Das Kunstministerium stellte den Sachverhalt anders dar. Es sei immer mit offenen Karten gespielt worden. „Herr Dorny wusste aus den mit ihm geführten Verhandlungen bereits vor der Unterzeichnung detailliert auch von den hier maßgeblichen Inhalten des Vertrages mit Herrn Thielemann. Ihm ist nicht nur die Situation geschildert und erläutert worden, sondern ihm sind die einschlägigen Passagen aus dem Vertrag mit Herrn Thielemann vorgelesen worden“, sagte die Sprecherin des Kunstministeriums, Annett Hofmann.

Serge Dorny äußerte sich am Wochenende auch über ein aus seiner Sicht strukturelles Problem an der Semperoper. „Wenn man eine Renaissance der Semperoper möchte, muss man das als kollektives Projekt aller Sparten angehen“, sagte er. Thielemann dagegen poche auf den separaten Status der Staatskapelle und behandle sie wie einen autonomen Betrieb, als „Staat im Staate“. Leider habe er Thielemann in dieser Frage nicht überzeugen können. Für Dorny ist diese Konstellation ein Hemmnis für die Entwicklung der Semperoper zu einem der führenden Häuser.