Berlin.. Neues von der Berlinale: Bruno Ganz zeigt sich ungewohnt: als böser alter Gangster. Der greise Alain Resnais beschwört die Kunst der Komödie und Ronald Zehrfeld zeigt sich von der zurückhaltenden Seite.
Die Berlinale fordert es momentan geradezu heraus, dass man konkreter über Schauspieler reden muss. Nehmen wir nur Bruno Ganz, der sich bei vielen als feinsinniger Interpret großer Theater- und Filmrollen eingeprägt hat. Nun treffen wir ihn in dem norwegischen Wettbewerbsfilm mit dem hübschen Originaltitel „Kraftidioten“ von Hans Petter Moland als „Papa“ einer serbischen Gangsterbande.
Mit röchelnder Stimme sinnt er auf blutige Vergeltung, nachdem man einige seiner Gefolgsleute gemeuchelt in der weiten Schneelandschaft fand. Molands Film ist eine Farce, was man schon daran sieht, dass jede der 19 Leichen (Angabe ohne Gewähr) mit einer Traueranzeige als Zwischentitel bedacht wird.
Frankreichs erste Garde in einer Serienkomödie
Vielleicht hat man diesen „Fargo“-Verschnitt ins offizielle Programm genommen, um zu demonstrieren, dass man auch komisch sein kann. Aber das merkt man eigentlich schon bei „Aimer, boire et chanter“ des greisen Franzosen Alain Resnais (92). Der hat sich zum dritten Mal eines Stücks des Briten Alan Ayckbourn angenommen, um als weiser Menschenkenner das Leben als Amateurtheater zu entlarven.
Aber was für Schauspieler! Von Sabine Azéma über André Dussollier bis Sandrine Kiberlain ist hier Frankreichs erste Garde aufgeboten, um einer Seniorenkomödie mit viel lustvollem Tremolieren Gestalt zu verleihen. Drei Frauen wollen noch einmal aus den festgefahrenen Gleisen ihres Lebens ausbrechen – und bleiben doch Gefangene der Kulissenwelt, mit der Resnais sie umstellt.
Tragische Schicksale berührend dargestellt
Ronald Zehrfeld wiederum ist ein wuchtiger Schauspieler, der seine Szenen gar nicht erst erobern muss. In Feo Aladags Afghanistan-Film „Zwischen Welten“ ist alles ganz anders. Zehrfeld hält sich sehr zurück als Bundeswehrsoldat, der mit seiner Einheit ein abgelegenes Dorf vor den Taliban schützen soll. Viel stärker berührt hier das Schicksal des einheimischen Dolmetschers Tarik und seiner studierenden Schwester, die von den Fundamentalisten mit Todesdrohungen bedacht werden.
Tütengesicht auf der Berlinale
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An ihrem tragischen Schicksal wird deutlich, welch ein hilfloses Bild die so genannten Schutztruppen hier abgeben. Der vierte und letzte deutsche Film in der Konkurrenz ist ein hellsichtiges Werk über Nähe und Fremdheit, über Vertrauen und Versagen.
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