Essen. . Die katholische Verlagsgruppe Weltbild hat am Amtsgericht Augsburg Insolvenz angemeldet. Deutschlands zweitgrößter Buchhändler beschäftigt über 6000 Mitarbeiter. Schlagzeilen machte zuletzt der Streit über den Online-Verkauf erotischer Lektüre.

In den goldenen Oktobertagen der Buchmesse schien die Zukunft des angeschlagenen Augsburger Weltbild-Verlags noch gesichert: Die katholische Kirche kündigte an, 60 Millionen Euro in Deutschlands zweitgrößten Buchhändler investieren zu wollen. Jetzt aber stellte die Weltbild GmbH beim Amtsgericht Augsburg den Insolvenzantrag.

Laut einem Bericht des „Handelsblatts“ konnten sich die Gesellschafter — zwölf Bistümer, die Soldatenseelsorge Berlin und der Verband der Diözesen Deutschlands – in einer Krisensitzung dann doch nicht auf eine weitere Finanzierung einigen. Trotz der Zustimmung der Banken zum Sanierungsplan zogen sie ihre Kapitalzusage zurück. Daraufhin hätten die Banken „den Stecker gezogen“, so ein Verhandlungsteilnehmer. Betroffen sind über 6000 Mitarbeiter.

Im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete die Verlagsgruppe Weltbild 1,6 Milliarden Euro. Zur Gruppe gehören etwa die 400 „Weltbild“-Läden und der Online-Handel weltbild.de. 2008 kaufte Weltbild zudem Hugendubel. Erst im vergangenen Jahr trennte sich das Haus von seinen Anteilen am Droemer/Knaur-Verlag und erwarb die Mehrheit am Internetversender „buecher.de“ – dieser ist von der Insolvenz nicht betroffen.

Dass die Suche nach einem neuen Geschäftsmodell in Zeiten des digitalen Wandels nur schleppend voranging, war das größte Problem des Hauses. Wie das Branchenmagazin „buchreport“ berichtete, feilten derzeit Arbeitsgruppen daran, den Konzern zu einem primären Online-Händler umzustrukturieren. Längst vertreibt weltbild.de nicht nur Bücher, sondern auch Elektronik, Bürostühle oder figurformende Unterwäsche. Darin spiegelt sich ein Problem, das den gesamten Buchhandel trifft: Denn auch die stationären Buchläden suchen ja in der stetig wachsenden „Non-Book-Abteilung“ (also: Nippes) händeringend nach größeren Gewinnspannen.

Ein weiteres Problem des Hauses dürften seine Eigentümer sein. Einerseits sind sie untereinander zerstritten, andererseits einig in ih­rer Kritik am Verlag. Noch vor zwei Jahren hatte die Deutsche Bischofskonferenz den Verkauf der Welt­bild-Gruppe angekündigt – we­gen zu freizügiger Titel im Online-Angebot. Wer dort heute Schlüsselbegriffe wie „Sex“ oder „Lust“ sucht, wird freundlich zur Startseite zurückgeleitet – die „Shades of Grey“-Reihe aber hat Weltbild dann doch im Programm. Im Sommer 2012 entschieden die Eigentümer schließlich, den Konzern in eine kirchliche Stiftung zu überführen – was aber bis heute nicht geschehen ist.

Womöglich aber hat auch der Skandal um den Limburger Bischof Tebartz-van Elst zur aktuellen Krise beigetragen. Das „Handelsblatt“ will aus Insiderkreisen erfahren haben, dass die negativen Schlagzeilen der vergangenen Monate zum Nachdenken darüber geführt hätten, „ob weitere Einnahmen aus der Kirchensteuer in den defizitären Verlag gesteckt werden dürften“.