Berlin/Duisburg. . Der Maler Karl Otto Götz, der unter den Nazis als „entarteter Künstler“ galt, wird nun mit einer großen Werkschau geehrt. Bis zum 2. März 2014 ist sie in der Neuen Nationalgalerie in Berlin zu sehen. Anschließend, 20. März bis 15. Juni, sind die Werke in der Duisburger Küppersmühle zu bewundern.

Ende Februar wird er 100. Aber noch vor einem Jahr wollte er nicht aufhören mit dem Malen. Nun ist Karl Otto Götz, 1914 in Aachen geboren, zu schwach für seine Profession und fast blind.

Götz, der an der Düsseldorfer Kunstakademie Freie Malerei lehrte, hat nie gemalt wie im Biedermeier, mit spitzem Dachshaarpinsel auf feiner Leinwand. Götz ist der erste deutsche Action Painter, der mit seinen Farbexplosionen riesige Leinwände bespielte. Sie lagen auf der Erde, er stapfte zwischen ihnen herum, benutzte „Rakel“ – Schieber aus Gummi und Stahl. Sein Motto: „Ich fordere den Zufall heraus.“

K.O. Götz, wie er sich nennt, war immer radikal. Mit 18 Jahren entdeckte er Kandinsky, begann mit Farbe zu experimentieren, wollte Feuer auf der Leinwand. Das war gegen die Nazi-Ästhetik, die Reichskulturkammer erteilte ihm ein Mal- und Ausstellungsverbot. Er galt als Abstrakter, seine Kunst als „entartet“. Er sah in der klassischen Bildsprache, vor allem figurativer Malerei, keinen Ausdruck mehr für das 20. Jahrhundert.

Lautstark protestiert

Dass die Nazis ihn hassten, weil er sich nicht einspuren ließ, betrachtete er als Auszeichnung. Bis heute trägt er es Zeitgenossen nach, dass sie sich korrumpieren ließen. Als vor sieben Jahren Arno Breker, Hitlers Skulpturenmeister, in Schwerin eine Ausstellung erhielt, protestierte Götz lautstark bei der Eröffnung.

Auch interessant

Auch in der jungen Bundesrepublik hatte er es nicht leicht. In den 50ern als Informel-Maler gefeiert, ließen Kritiker ihn fallen, als die Generation der Baselitz, Kiefer und Richter Karriere machte. Götz galt als „unpolitisch“. Ein Irrtum. Kein lebender deutscher Maler hat die ideologischen und ästhetischen Brüche der Kunstgeschichte des letzten Jahrhunderts so stark festgehalten wie Götz. Der Mann, der mit Ernst Jünger und Sartre bekannt war, der Polke, Richter und anderen Pinsel-Heroen das Malen gelehrt hat, der 1958 Deutschland auf der Biennale in Venedig vertrat und Techniken probierte, an die sich niemand wagte. Deshalb war er auch der „deutsche Pollock“.

Kunst neu denken

K.O. Götz’ hielt seinen Rakelbildern 60 Jahre lang die Treue. Die gestischen Abstraktionen in der Ausstellung sind formale und farbliche Versuche, Kunst neu zu denken. Das reicht von utopischen Landschaften über expressionistische Tannenwälder bis zu psychedelisch schrillen Gesten. Diese Farbräume wirken anziehend.

Neue Nationalgalerie in Berlin: bis 2. März
Küppersmühle in Duisburg: 20 März bis 15. Juni 2014