Essen. Sie singen das ganze Jahr, ob Schlager oder große Oper. Ist dann Heiligabend endlich stille Nacht oder Zeit fürs „Jauchzet! Frohlocket!“ Wir haben prominente Sänger nach ihrem ganz persönlichen Verhältnis zu Weihnachtsliedern gefragt. Von Ina Müller über Andrea Berg bis Jonas Kaufmann und Götz Alsmann.

Der eine träumt davon, dass die ganze Welt „Stille Nacht“ singt, der andere ist froh, dass daheim schon lange nicht mehr unterm Baum geträllert wird. Eine Umfrage unter berühmten Sängern: Wie halten Sie Sie es mit dem Weihnachtslied?

Gotthilf Fischer, Erfinder der Fischer-Chöre: Ein Weihnachten ohne Lieder kann ich mir nicht vorstellen. Weihnachten ist voller Musik. Weihnachten und Musik gehören einfach zusammen.

Wie ich Heiligabend verbringe? An vielen Orten singen wir mit Menschen, die einsam sind. Mein Lieblingslied ist „Stille Nacht“. Und mein Traum: dass die ganze Welt zusammen „Stille Nacht“ singt.

Diana Damrau, deutsche Sopranistin, gefeiert an den Bühnen von Wien bis Mailand: Im Grunde hat ein Weihnachtslied die Weichen meiner Karriere gestellt. Weil es so schön hoch geht, habe ich mit „Süßer die Glocken nie klingen“ als Zwölfjährige meiner späteren rumänischen Gesangslehrerin vorgesungen.

Und die sagte darauf: „Wänn du bist finfzehn, wir wärden machen Gesanguntärricht!“ Mit Weihnachtsliedern bin ich als Kind sogar aufgetreten: Mein Opa war Vorsitzender vom Pensionistenbund. Da hab ich auf den Weihnachtsfeiern gesungen und Gedichte vorgetragen.

Hausmusik macht für mich Weihnachten zu etwas Besonderem. Ich setz mich dann ans Klavier und wir alle singen das ganze Album durch, rauf und runter.

Klaus Lage, Sänger und Komponist („Faust auf Faust“): Ich kann mir Weihnachten ohne Weihnachtslieder wunderbar vorstellen. Aber keine Weihnacht ohne Musik! Bei den weiblichen Mitgliedern und Enkeln der Familie geht nichts ohne Singen, also sing ich mittendrin voll mit.

Ein liebstes Weihnachtslied hab ich nicht, aber „Fuchs, Du hast die Gans gestohlen“ wäre immer ganz weit vorn.

Götz Alsmann mag es Heiligabend opulent 

Andrea Berg, Schlagersängerin („Du hast mich tausendmal belogen“): Weihnachtslieder sind für mich schöne Erinnerungen, romantische Stubenabende mit lieben Freunden und große Vorfreude. Ich als Sängerin singe am Heiligen Abend nicht.

Mein absoluter Favorit unter den Weihnachtsliedern ist „Halt Mich, Küss Mich, Lieb mich“ von Ella Endlich, weil mich das an das schöne Märchen „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ erinnert. Als Kinder haben wir das immer zu Weihnachten angeschaut.

Günter Wewel, Opernsänger und langjähriger Moderator der Kultsendung „Kein schöner Land“: Für mich ist Weihnachten die Zeit der friedlichen Besinnung. Es ist aber auch die Zeit der Begegnung, der Lichter, der Erinnerung, die Zeit der Lieder. Und Licht kommt nicht nur vom Himmel oder aus der Kerzenflamme – auch Lieder können Licht verbreiten.

Mein schönstes Weihnachtslied ist „Stille Nacht“. Dieses Lied sang ich schon zusammen mit meinen leider allzu früh verstorbenen Eltern, mit Klavierbegleitung zu Hause.

Jonas Kaufmann, derzeit Deutschlands berühmtester Tenor. 2013 glänzte er mit einem neuen Verdi-Album: Singen zu Weihnachten bedeutet mir Geborgenheit in der Familie. Musikalisch ist der Heiligabend bei uns immer sehr abwechslungsreich, doch nie ohne den Eingangschor von Bachs „Weihnachtsoratorium“.

Mein liebstes Weihnachtslied ist „Maria durch ein Dornwald ging“. Weil es in seiner Schlichtheit und Tiefe eine ganz besondere Atmosphäre schafft.

Götz Alsmann, Sänger („Winterwonderland“)und Moderator („Zimmer frei!“): Weihnachtslieder finde ich so schön, dass ich mich frage, warum sie immer weniger gesungen werden. Meine Favoriten zum Fest? Musikalisch sind Heiligabend bei mir Opulenz und Sentiment gefragt.

Jakob Sinn, Schlagzeuger von „Revolverheld“: Bei uns zu Hause wird generell an Weihnachten nicht gesungen. Grundsätzlich bin ich kein großer Fan von Weihnachtsliedern, weil mir die meisten Songs zu kitschig und klischeebehaftet sind.

Ganz gern höre ich allerdings alte Swinginterpretationen von Frank Sinatra, Bing Crosby und Co. Mein Lieblingsweihnachtslied ist „Driving Home for Christmas“ von Chris Rea, weil es mich auf eine entspannte, unaufgeregte Art und Weise in Weihnachtsstimmung versetzt (auch wenn ich es zu meiner Familie nicht besonders weit habe) ;-).

Ina Müller, Sängerin und Moderatorin (Inas Nacht):Weihnachten ohne Lieder? Der einzige Grund, weshalb Weihnachten für mich ein schönes Fest ist, ist die wochenlange Vorfreude in mir auf das Mitsingen der Weihnachtslieder. In der Kirche sind sie dann leider immer zu hoch.

Früher haben wir Kinder zu Hause Gitarre oder Orgel gespielt und die ganze Familie sang dazu, mindestens eine Stunde. Heute singen wir immer noch so lang, aber ohne Instrumente. Mein liebstes Weihnachtslied? „Es ist ein Ros’ entsprungen.“