Essen. . Es fast schon eine Übersättigung: Tim Bendzko hat für die „Unter die Haut“-Version seines neuen Albums zwölf neue Songs aufgenommen – und bietet doch nicht viel Neues. Er folgt dem Trend, zu Weihnachten Deluxe-Auflagen von bereits erschienenen Alben aufzunehmen.
Stets zu Weihnachten bricht in der Musikindustrie, dem sonstigen Jammern zum Trotz, juchzende Goldgräberstimmung aus. Denn wer nichts wirklich Neues zu bieten hat, macht ein Weihnachtsalbum (s.o.), bringt ein Live-Album heraus (Pink, Max Herre, Zucchero) oder ein Best-Of (Dido, Keane, Paul Potts).
Am längsten ist die Liste der Special- und Deluxe-Editionen, die meist mit wenigen neuen Songs und aufgemotzter Verpackung Sammler verführen. Gerade sind David Bowie, Agnetha Fältskog, Carla Bruni, Zaz, Adel Tawil und Robin Thicke mit neuen Kaufanreizen am Start.
Das gibt illegalen Herunterladern Gelegenheit, auf die gute Seite zu wechseln. Und legalen Herunterladern kann man mit der CD ein greifbares Geschenk machen.
Der König der Bonus-Beilage heißt in diesem Jahr Tim Bendzko, der sein Album „Am seidenen Faden“ in die „Unter die Haut“-Version hüllt. Er liefert ganze zwölf unveröffentlichte Songs, und bietet doch nichts substanziell Neues.
An Duetten herrscht kein Mangel
Und das, obwohl es auf dem Zweit-Silberling an Duetten (mit Cassandra Steen, Rea Garvey usw.) nicht mangelt. Doch die neuen Songs klingen wie vom Xavier-Naidoo-Fließband, oft wirken die Weisheiten wie aus einem Motivationsratgeber abgeschrieben („Vergiss es“ feat. Chima). Und dann wird auch noch Xavier Naidoo mit Kool Savas in „Um jeden Preis“ selbst aktiv – ein mehr als seichtes Terzett. Weniger wäre in diesem Fall mehr gewesen.
- Tim Bendzko: Am seidenen Faden - Unter die Haut-Version (Columbia/Sony)