München/Wuppertal/Berlin. .

Die bei dem Kunsthändlersohn Cornelius Gurlitt beschlagnahmte Kunstsammlung ist nach Einschätzung eines führenden Auktionshauses weniger als 50 Millionen Euro wert. Er taxiere den Wert der mehr als 1400 Werke, die meist Papierarbeiten seien, auf bis zu 30 Millionen Euro, sagte der Münchner Auktionshaus-Chef Robert Ketterer. Zuvor war über einen Wert von mehr als einer Milliarde Euro spekuliert worden.

Mehr Geld für Forschung

Als eines der ersten Museen fordert das Wuppertaler Von-der-Heydt-Museum möglichen früheren Besitz aus der Sammlung Gurlitt zurück. Das Museum habe einen Brief an die Staatsanwaltschaft in Augsburg geschrieben, sagte Museumsdirektor Gerhard Finckh. Er habe dem Brief eine Liste mit rund 500 Werken beigefügt, die die Nationalsozialisten 1937 bei der Aktion „Entartete Kunst“ in den Vorläuferinstitutionen des Von-der-Heydt-Museums beschlagnahmt hatten. „Sofern davon Werke in der Sammlung Gurlitts sind, wollen wir die zurückhaben“, sagte Finckh. Die Kunstvereine in Elberfeld und Barmen seien privat geführt worden, somit bestehe ein Rechtsanspruch auf Rückgabe. Rückführungen an Museen gelten als ausgeschlossen, weil ein Nazi-Gesetz die Beschlagnahmung von Raubkunst legalisierte.

Im bayrischen Landtag wurde bei einer aktuellen Stunde deutlich, dass insgesamt fünf Berichte über die Bildersammlung im Justizministerium zum Teil frühzeitig angekommen sind – aber offenbar für unwichtig gehalten wurden und nicht zur Spitze des Ministeriums vordrangen. Justizminister Winfried Bausback (CSU) will nun in seinem Ministerium „aufräumen“.

Auf die vielfach erhobenen Klagen, an deutschen Museen gebe es zu wenig Fachleute für NS-Raubkunst reagierte die Große Koalition: Bei den Verhandlungen in Berlin einigte man sich darauf, mehr Geld für die Provenienz-Forschung zur Verfügung zu stellen, mit der ursprüngliche Besitzer und Handelswege der NS-Raubkunst ermitteln werden. Eine Summe wurde dabei in Berlin aber noch nicht genannt.