Miami. .
Dan Brown meldet sich jenseits seiner Bücher selten zu Wort. Über die Affäre Snowden sprach er nun aber noch – mit der Deutschen Presseagentur.
Verborgene Wahrheiten machen zurzeit großen Wirbel. Sollten wir alle Entschlüsselungsprofis werden wie Ihr Romanheld Robert Langdon?
Dan Brown: Es gibt viele Dinge hinter den Kulissen, für die wir die Augen offen halten müssen, gerade in der Welt der Technik, Privatsphäre, Politik, Regierungen. Die NSA-Sache wird immer relevanter. In meinem „Inferno“ geht es um die Zukunft der Welt – auch etwas, worüber die Menschen nachdenken sollten.
Im „Inferno“ geht es auch um eine „moralische Krise“.
Es ist schwer zu leugnen, dass wir eine Umweltkrise erleben, eine Bevölkerungskrise, eine ethische Krise. Es ist mir egal, welche Position jemand wählt, aber man sollte Stellung beziehen. Wenn man still dasitzt und nicht handelt, dann wird man zum Teil des Problems. Das hat Dante schon in der „Göttlichen Komödie“ gesagt.
Ist Edward Snowden eine Art Robert Langdon?
In meinem ersten Roman „Digital Fortress“ ging es genau darum: Dass jemand die Geheimnisse der NSA erzählt. Das ist 15 Jahre her. „Digital Fortress“ stellte die Frage: Wie viel Privatsphäre würdest du im Namen der nationalen Sicherheit opfern? Snowden arbeitet in dieser Grauzone. Seine Geschichte ist faszinierend. Ich verstehe seinen Standpunkt vollkommen. Aber ich bin nicht ganz einverstanden mit seinen Methoden.
Was wird als Nächstes passieren?
Ich glaube nicht, dass sich viel verändern wird, weil Geheimnisse fundamental für die Leitung einer Regierung, eines Verteidigungsprogramms sind. Manche Informationen sind aus bestimmten Gründen geheim. Das Gute an den Enthüllungen ist, dass die Bevölkerung versteht, was vor sich geht und entscheiden kann, ob sie das gut findet.
Wie ist Ihr Verhältnis zum Vatikan nach dem Streit über Ihre Bücher?
Meine Hoffnung ist, einen Dialog, eine Debatte in Gang zu setzen. Ich begrüße Kritik und Kontroversen, weil sie die Leute zum Reden bringen. Ich brauche das nicht, dass jemand „Sakrileg“ liest und sagt: „Ich glaube das komplett und vergesse die Bibel.“ Das Ziel ist, dass Menschen sagen: „Ich habe so noch nie darüber nachgedacht. Es ist ein anderer Weg, die Dinge zu sehen.“