London. Es war der erfolgreichste Abstecher seiner Karriere. Zwölf Jahre, nachdem Robbie Williams zum Swing-Barden geworden ist, versucht er es erneut. Diesmal in prominenter Eskorte. Im Interview spricht Robbie Williams über graue Haare, Tränen auf der Bühne und Diätfrust.
Robbie Williams swingt wieder! Am Freitag erscheint sein neues Album „Swings Both Ways“, auf dem der 39-jährige Superstar neben Duetten mit Michael Bublé, Lily Allen und Olly Murs auch Selbstgeschriebenes präsentiert.
„Swing When You’re Winning“, sein erster Ausflug in das Genre im Jahr 2001, wurde zum erfolgreichsten Album seiner Karriere. Dementsprechend entspannt ist Williams, als wir ihn im Londoner Savoy-Hotel zum Interview treffen. Im gemütlichen Pulli mit Katzenaufdruck an den Ärmeln empfängt er uns und erzählt von Heulattacken, grauem Haar und seinem Diätfrust.
Mr. Williams, Sie sind aber ganz schön grau geworden...
Robbie Williams: Schön, dass Ihnen das auffällt! Ich weiß noch, als ich mit 30 in den Spiegel schaute und mit Schrecken die ersten grauen Haare auf meinem Kopf entdeckte. Damals passte mir das noch nicht in den Kram. Aber mit fast 40 ist es an der Zeit, zu den ergrauten Schläfen zu stehen.
Passt das denn zum Image eines Popstars?
Robbie Williams: Ach, ich bin ja mittlerweile eher der Elder Statesman des Pop! Allein durch die Tatsache, dass ich das schon eine ganze Weile mache. Letztendlich trägt meine Frau eine Mitschuld daran. Ayda war es, die vorschlug, dass ich mir doch vorne ein paar Strähnen heller färben könnte. Um zu Hause meine Ruhe zu haben, habe ich zugestimmt. Aber mir gefällt es. Ich denke, ich werde meine Haare jetzt immer so tragen.
Sind Sie sentimental?
Robbie Williams: Es ist zumindest momentan in bestimmten Situationen schwer für mich, das Lied zu singen oder über meine Tochter Teddy zu sprechen, ohne dass ich Gefühlsausbrüche habe. Wenn ich müde oder gerade etwas sensibler unterwegs bin, dann merke ich, dass ich oft kurz vor den Tränen bin. Das ist jetzt schon einige Male passiert. Aber ich hoffe, das hört bald wieder auf. So einen Robbie will doch keiner!
Das erinnert mich an Ihr Konzert Ende Juli in Hannover...
Robbie Williams: Oh ja, das werde ich in der Tat nie vergessen! In der Situation hatte ich mich gar nicht mehr unter Kontrolle. Da war dieses Mädchen in der ersten Reihe, das ein Banner hochhielt, aus dem hervorging, dass sowohl ihr Vater als auch ihre Mutter in den letzten zwölf Monaten verstorben waren.
Und dann sollte ich „Angels“ singen. Das und die überwältigende Liebe, die mir vom Publikum entgegenschlug, haben mich völlig außer Gefecht gesetzt. Ich dachte nur noch: „Oh mein Gott, ich heule hier gerade wie ein psychisch Kranker. Rob, du blamierst dich hier zu Tode!“
Hat Ihr weiches Herz vielleicht mit dem Altern zu tun?
Robbie Williams: Haha, nein, nein, ein bisschen war ich immer schon auf dem Trip. Mal ein Tränchen hier und da. Aber so viel wie in Hannover habe ich noch auf keiner Bühne vergossen!
Mit „No One Likes A Fat Pop Star“ haben Sie sich den Diätenfrust von der Seele geschrieben...
Robbie Williams: Das habe ich in der Tat, denn das Showbiz hat kein Herz für Männer mit Doppelkinn! Aber dass niemand einen dicken Robbie Williams mag, ist dann eher etwas, dass ich mir selbst sage. Denn wenn ich nicht in Form bin, will ich nicht rausgehen. Dann will ich nicht, dass mich Leute sehen. Und das ist kein schönes Gefühl.
Verletzt es Sie auch, wenn Noel Gallagher Sie als fetten Tänzer von Take That bezeichnet?
Robbie Williams: Nein. Aber die Sache ist ja die: Wenn ich an mich denke, dann sehe ich einen jungen, knackigen, lebendigen Typen, der in Größe medium passt. Sich sexy zu fühlen gehört nun mal zu meinem Job. Aber wenn dann jemand daherkommt und mir das Gefühl gibt, dass ich nicht dementsprechend aussehe, ist das nicht gerade förderlich für meine Bühnenpräsenz.
Und dann?
Robbie Williams: Dann hilft eigentlich nur noch eins: über sich selbst zu lachen. Und das konnte ich schon immer ganz gut.