Hagen. . „Dance Celebration“ ist ein wundervolles Fest für die Augen und die Seele. Chefchoreograph des Theater Hagen, Ricardo Fernando, hat die tänzerische Retrospektive anlässlich seines zehnjährigen Jubiläums erstellt. Ein Erlebnis voller Ästhetik und Akrobatik, Sinnenfreude und Faszination.

Sein zehnjähriges Jubiläum als Chefchoreograph am Theater Hagen hat Ricardo Fernando zum Anlass genommen, eine tänzerische Retrospektive seiner Schaffensdekade zu erstellen. Das Ergebnis sind 16 Tanzblöcke, die innerhalb von annähernd drei Stunden (mit einer Pause) ein wirklich fulminantes Kunstpanorama entstehen lassen. Dabei spannt sich der opulente Klangbogen von Bach bis zu den Beatles, von Strawinsky bis Tom Waits und von Ravel bis Bear McCreary.

Begeisternde Compagnie

Einmal mehr begeistert die Compagnie mit ihrer unglaublichen Präsenz und Leidenschaft. Liebesduette von geradezu betörender Intensität wechseln mit packenden Gruppenauftritten. Peer Palmowski hat die Ausstattung ebenso sparsam wie wirkungsvoll vorgenommen. Konzentrierte Lichtkegel, ein paar bühnengroße Film- und Fotoszenen, Stühle, Stöcke, ein wenig Stoff und kaum anderes mehr werden benötigt, um den Zauber der Tanztruppe voll entfalten zu können. Das Publikum taucht tief hinein in eine Phantasiewelt, die das Beobachten förmlich beflügelt und Gedanken frei setzt, die sich wiederum in atmosphärische Schwingungen zu versetzen scheinen.

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Ricardo Fernando bedient sich eine breiten Darstellungs- und Technikpalette. Er nimmt Anleihen beim klassischen Spitzentanz ebenso wie beim Tango oder der sportlichen Gymnastik. Den Körpern der Tänzerinnen und Tänzer wird alles abverlangt; ob in luftigen Doppeletagen oder in einem klaustrophobischen Bassin mit reichlich Wasser darin - es braucht ein Höchstmaß an Körperbeherrschung, Konzentration und unbedingter Könnerschaft, um die choreographischen Vorgaben entsprechend harmonisch und punktgenau umsetzen zu können.

Beeindruckende Vielfalt

In der beeindruckenden Vielfalt dieser Revue kommt wohl jede Zuschauervorliebe auf ihre Kosten. Romantik wechselt mit Dramatik, Heiteres mit Schwermütigem, Verhaltenes mit Geschwindigkeit. Natürlich wird das mitreißende Beatles-Medley besonders vom Publikum gefeiert, aber auch ein hinreißend schönes Matratzen-Pas-de-deux entfacht einen Sturm der Begeisterung.

Die Schlussbilder bilden dann noch einmal einen ganz besonderen Höhepunkt des Abends: Maurice Ravels „Bolero“ als grandiose Schachtel-Inszenierung: Auf kleinsten Räumen variiert die Truppe Bewegungsmuster in immer neuen Konstellationen zueinander. Das alles ist großartige Tanzkunst, ein echtes Erlebnis.

Ricardo Fernando hat im vergangenen Jahrzehnt mit seinem Ensemble ein wertvolles Stück regionaler Kulturgeschichte geschrieben. Das belegt die Retrospektive noch einmal nachhaltig.